Jetzt wird’s für uns spannend. Wir wollen testen, ob unser selbst gebautes Allrad Wohnmobil mit Tiefsand in den Dünen klar kommt. Es hat für sein Gewicht ja ziemlich dünne Reifen … ob wir uns damit sofort bis Unterkante Küchenfenster eingraben. Bei der nächsten Tour heißt es also: Mit dem Wohnmobil in die Wüste und es ausprobieren!
Eigentlich hatten wir uns, wie zuvor die „Cathedrale des Roches“, nochmal eine Tour aus dem Offroad-Reiseführer der Pistenkuh* ausgesucht. Doch die momentan verstärkte Sicherung des Grenzgebietes zu Algerien machte uns einen kleinen Strich durch die Rechnung …
Start in Zagora
Fast fällt es schwer, sich hier in Zagora los zu reißen, denn einen so schönen Platz hat man nicht jeden Tag. Und das sagen wir, obwohl wir auf einem Campingplatz stehen!
Der Platz Oasis Palmier ist jedoch wirklich ein unglaublich netter Platz, auf dem man es auch gut mal als Liebhaber des Wildcampens aushält. Mitten in einer Palmerie gelegen, ist der Platz mit wunderschönen, großen Dattelpalmen bestanden. Mehrere, toll unter den Palmen anzusehende Berberzelte sind aufgebaut und eine Rezeption könnten wir uns nicht gemütlicher und netter vorstellen. Alles ist aufwändig bepflanzt und Blüten in allen erdenklichen Farben leuchten förmlich um die Wette. Dazwischen kann man Orangen und Mandarinen von den Baumen pflücken.
Zur Begrüßung bekamen wir erst einmal ein Kännchen des traditionellen, süßen Minztees an unserem Platz serviert, nachdem vor Herman ein Teppich mit Tisch und Stühlchen ihren Platz gefunden hatten. Bei einem Preis von umgerechnet ca. 7 Euro für zwei Personen und ein Wohnmobil … einfach unschlagbar.
Du findest den Platz hier, wenn Du ihn besuchen möchtest:
Camping Oasis Palmier
N 30.32303, W 5.82497
N 30°19’23“, W 5°49’30“

Die Herausforderung ruft
Doch wir müssen jetzt weiter. Wir wollen es wissen!
Einige erfahrene Offroader haben uns gewarnt. Unsere Reifen seien im Verhältnis zum Gewicht des LKW’s zu schmal, um auf tiefem, losen Sand zu fahren. Dazu kommt noch ein gravierender Punkt: Wir können nicht so viel Luft aus den Reifen lassen, wie es zum Tiefsandfahren eigentlich erforderlich ist. Luft ablassen ist das A und O dabei.
Doch die Trilexfelgen des Steyr 680 werden erst vom hohen Luftdruck überhaupt zusammengehalten (hier zu unserem Video über die Montage von Trilexfelgen). Bliebe nun nur noch zu erwähnen, dass wir auch genau NULL Erfahrung mit solchen Fahrsituationen haben. Wir wissen, dass man mit Schwung reinfahren, auf’m Gas bleiben und möglichst nicht zu stark einlenken soll – hört sich ja eigentlich simpel an, auf geht’s!
Planänderung im Sperrgebiet

Die ausgewählte Strecke solle uns von Zagora bis dicht an die geschlossene algerische Grenze heranführen und über lange Pistenabschnitte daran entlang. Schwierigkeitsstufe 2 laut Offroad-Führer, nur an einer Stelle Schwierigkeit 3 durch eine Tiefsandpassage. Das hört sich doch perfekt zum Ausprobieren an!
Nach einigen Kilometern Anfahrt über eine geteerte Nationalstraße nähern wir uns dem Ausgangspunkt. Dafür müssen wir an einem Militärposten vorbei. Die Posten nehmen alle Daten von Personen und Fahrzeug auf und melden an die nächsten Posten, dass da jemand kommt.
Natürlich haben wir vorgesorgt und sogenannte „Fiches“ ausgedruckt. Das sind Datenblätter, die bereits fertig ausgefüllt alle Informationen enthalten, die von den Grenzposten erfragt werden. Mit diesen Vordrucken lässt sich die Aufenthaltsdauer dort wohl erheblich verkürzen.
Nicht so gut vorbereitet sind wir allerdings auf den unübersehbaren Hinweis , der plötzlich kurz vor dem ersten Posten auf der Piste prangt: Zone Militaire steht darauf – so weit so schön, wir wussten ja beim Losfahren schon, dass wir auf dem Weg in Militärgebiet sind. Doch das Verkehrszeichen für „Durchfahrt verboten“ sieht genau aus, wie wir das aus Deutschland gewohnt sind … und verboten heißt ja eben verboten … oder nicht!?!
Wild blättern wir nochmal hin und her aber davon steht nichts in Burkhards Reiseführer. Sollte man das echt einfach ignorieren oder ist das Schild vielleicht neu? Auf dem Boden sieht man ein paar Reifenspuren, die am Schild vorbeiführen und noch mehr Reifenspuren, die vor dem Schild einen Kreis beschreiben und wieder davon wegführen… Nach kurzer Diskussion entscheiden wir uns für’s ignorieren. Der erste Grenzposten ist angeblich nur zwei Kilometer entfernt und sie werden uns schon nicht direkt verhaften oder erschießen. Wir rollen also auf den Wachposten zu und sind gespannt, was passiert.
Der junge Mann in Uniform, den wir schon von Weitem sehen, hat die Ruhe weg. Entspannten Schrittes kommt er uns entgegen und fängt uns an einer Vorhängekette ab. Tatsächlich: Hier gibt es auf keinen Fall ein Durchkommen, das ganze Grenzgebiet ist strikt gesperrt. In sehr freundlichem Tonfall fordert er uns auf, sofort umzudrehen und das ausgewiesene Gebiet zu verlassen. Geduldig bejaht er aber noch unsere Frage ob das denn eine neue Regelung hier sei.
M’hamid
So ein Mist. Irgendwie ruiniert das unseren ganzen, schönen Plan. Auch die anderen Strecken, die wir in dieser Gegend fahren wollten, führen ins Sperrgebiet. Ohne wirkliches Ziel machen wir uns auf den Weg, landen in M’hamid und finden es da … nun ja … nicht gerade so toll. Kaum im Ort angekommen, wird dein Wohnmobil von etlichen Mopeds umringt, die Dich alle lautstark zum besten, tollsten und günstigsten der zahlreich vorhandenen Campingplatz lotsen wollen. M’hamid ist nun wirklich nicht grade einer der schönsten Orte, den wir bei unserer Reise durch Marokko bisher durchfahren haben. Wer allerdings Kamel- oder Jeepsafaris in die Sahara machen möchte, der ist in dem kleinen Städtchen bestens aufgehoben. So gut wie jeder Einwohner scheint hier von solchen Angeboten zu leben.
M’hamid entspricht somit nicht unbedingt dem, was wir persönlich gerade suchen. Stille und ein bisschen Einsamkeit – hier Fehlanzeige. Doch wir finden unser bisschen Freiheit gar nicht weit von M’hamid entfernt.
Erg Lihoudi
Eigentlich mehr durch Zufall landen wir nur ca eine halbe Stunde später im Erg Lihoudi, einem kleineren Sanddünengebiet. Noch vor einigen Jahren soll die sogenannte „Judendüne“ der Geheimtipp überhaupt gewesen sein. In der Zwischenzeit gibt es hier einige Camps, in die Touristen mit Jeeps gekarrt werden, um eine Nacht in einem „authentischen“ Berberzelt zu verbringen und mit Kamelen in die Wüste geführt zu werden. Aber ehrlich gesagt merken wir von den Camps nicht wirklich was. Als wir durchfahren, wirken sie eher etwas ausgestorben und wo wir zwischen den Dünen unser eigenes Lager aufschlagen, hört und sieht man sowieso nichts davon. Und so begegnen wir über die Zeit von zwei Nächten, die wir uns in dem Gebiet aufhalten, gerade mal einem einzigen Menschen – grandios!!!

Wüstenfeeling pur
So haben wir uns das vorgestellt! Endlich sind wir mit unserem Wohnmobil so richtig in der Wüste angekommen. Die Sahara heißt uns willkommen. Zwischen Sanddünen finden wir ein Plätzchen, an dem wir ewig bleiben könnten. Der Anblick der goldgelben Sanddünen und das Gefühl dieses unglaublich feinen Sandes zwischen den Fingern. Die Stille der Umgebung – kein Straßenlärm, keine Geräusche aus der Stadt, nicht mal Flugzeuge am Himmel oder auch nur das Flüsten von Bäumen, wenn der Wind durch ihre Blätter streicht. Einfach Ruhe. Was für ein Gefühl! Kein Stern wird hier in der Nacht wie sonst üblich, vom Licht einer Stadt verschluckt. Es ist kaum zu glauben, wie viele man unter diesen Voraussetzungen mit bloßem Auge sehen kann! Der Nachthimmel in der Wüste soll etwas ganz besonderes sein, wird gesagt – und JA! Er ist es tatsächlich!

Mit dem eigenen Wohnmobil in die Wüste?
Einbuddeln oder nicht, das ist hier wohl die Frage! Trotz Hermans schmalen Reifen schaffen wir es bei unseren ersten Spielchen im Sandkasten nicht, ihn einzubuddeln. Klar, im Vergleich zur Überquerung von großen Dünenfeldern, wie das erfahrene Offroadfahrer manchmal tun, haben wir uns hier natürlich für das Kinderplantschbecken schlechthin entschieden – aber man soll ja auch nicht gleich alles auf einmal wollen und wie wir gerade merken, birgt das Überfahren schon von kleinen Sandverwehungen so seine Tücken. Anstatt also mutwillig einen Schaden durch Anfängerfehler an unserem Zuhause zu provozieren, nehmen wir das als schöne Übung zum Einstieg. Die Schaufel werden wir dennoch bestimmt nicht umsonst mitgeschleppt haben. Wenn wir wie geplant sechs Monate in Marokko bleiben, haben wir garantiert noch ein paar mal die Chance zu graben.
Ob dieses tolle Plätzchen auch für Wohnmobile ohne Allrad erreichbar wäre, vermögen wir nur schwer zu beurteilen. Wir haben den Allradantrieb interessehalber auch mal ausgeschaltet aber auch direkt gemerkt, wie krass sich das Fahrverhalten verschlechtert. Ist das Fahrzeug klein und leicht, zum Beispiel ein T3 Syncro, vielleicht sogar ein Wohnmobil auf Basis von Jumper oder Ducato, würden wir es gerne mal probieren. Bei letzteren ist auf der steinigen Strecke, die zwischen Dünen und Straße liegt aber mit Schäden am Unterboden zu rechnen! Mit einem ausgewachsenen Wohnmobil, das rein für die Straße gemacht ist, würden wir Dir ganz dringend empfehlen, den Erg mit einer Jeeptour von M’hamid aus zu besuchen!

Diese Erlebnisse in unserem Video-Tagebuch
Marokko Reisetipps
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Warum Campinggeschirr aus Glas super sein soll, ob Trinkflaschen mit Filter etwas taugen und warum wir nicht mehr auf Funkgeräte verzichten wollen? Vieles mehr noch hier:
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