Herman unter Franzosen

SabineFrankreich, Reisen

Love France

„Franzosen mögen keine Deutschen, wir fahren lieber wo anders hin“. Eine klare Aussage, die wir nun tatsächlich schon öfter gehört haben, wenn wir über unsere Reiseziele sprechen.

Nach unserem nunmehr sechsten Aufenthalt im vermeintlich unfreundlichen Nachbarland, wollen wir mal ein kurzes Résumé ziehen. Welche Erfahrungen haben wir mit den Menschen hier insgesamt gemacht.

So reagieren Franzosen auf uns

Auf der Straße

Wenn Ihr noch nicht das zweifelhafte Vergnügen hattet, einmal hinter uns her zu fahren, dann könnt ihr es euch vielleicht schon denken – wo wir sind, ist gerne mal ein kleiner Stau. Nicht, dass uns das was ausmachen würde, schließlich befindet sich der Stau immer hinter uns.

Dennoch. Spätestens wenn Herman eine Steigung sieht, beruft er sich auf seine alten Tage und lässt sich einfach Zeit. Selbst wenn wir wollten – es geht dann einfach nicht schneller. In der Zwischenzeit haben wir uns daran gewöhnt, mal von dem ein oder anderen Verkehrsteilnehmer gezeigt zu kriegen, wie gut seine Lichthupe funktioniert oder was für eine tolle Tonlage seine Hupe hervorbringt.

Tacho Steyr 680
Unser Steyr 680 am Berg. 23 km/h

Genau das könnte einem als Oldie-Fahrer nun recht schnell zu dem Trugschluss führen, dass französische Autos weder über das eine noch das andere verfügen. Diese Tatsache widerlegen allerdings unglaublich viele Franzosen, die, während sie uns heftig zuwinken, lachen und dabei ihre erhobenen Daumen in die Luft strecken, durch lautes und wiederholtes Hupen ihre Begeisterung über die alte Karre zum Ausdruck bringen wollen.

Hiermit wollen wir uns ausdrücklich bei allen französischen Verkehrsteilnehmern für ihre tolle Gelassenheit und darüber hinausreichend, ihre Sympathie bedanken!

Als Verkehrshindernis mit obendrein noch Deutschem Kennzeichen, fahren wir hier so entspannt, wie wir es vorher mit Herman noch gar nicht kannten!

Im spontanen Gespräch

„Gespräch“ ist ja immer ein bisschen übertrieben formuliert, bei unseren leider schlechten Kenntnissen der französischen Sprache. Aber egal, ob wir auf dem Parkplatz wegen des Autos angesprochen werden oder beim früh morgendlichen Hundespaziergang einen halbnackten Franzosen im Wäldchen bei der Morgengymnastik überraschen. Unser Gegenüber erkennt, dass wir uns bemühen, wenigstens das Hallo in seiner Sprache hervorzubringen – selbst wenn es sich in seinen Ohren schrecklich anhören wird. Der Franzose redet sodann jedoch gleich mit sämtlichen Händen, Füßen und einem lustigen Gemisch aller Sprachen einfach kameradschaftlich drauf los. Wir haben noch nie erlebt, dass man es uns krumm nahm, die Sprache nicht zu beherrschen!

Dass Franzosen kein Englisch sprechen, mag für die „ältere Generation“ noch zutreffen, aber mit vielen jüngeren Leuten haben wir uns zumindest mit Fetzen aus Englisch echt gut unterhalten können. Die älteren Semester(!), versuchten sich sogar mit einem kleinen Wörtchen auf Deutsch! Wie zum Beispiel der sportliche, ältere Herr, der wohl nicht damit rechnete, dass um diese Uhrzeit schon Leute im Wäldchen unterwegs sein würden. Nach der Frage wo ich denn herkommen würde, war seine Antwort ein herzliches Lächeln und die Worte „Oh, Allemagne! Willkommen in Frankreich“ … Genau. Völlig abweisendes Volk, diese Franzosen.

Beim Einkauf

Es gibt eine Sache, die ist in französischen Supermärkten offenbar nicht zu bekommen – und zwar die Hektik, die in Deutschland an der Kasse verbreitet wird.

Wir persönlich empfinden es als stressig und unangenehm, welche Geschwindigkeitsrekorde an deutschen Kassenbändern scheinbar aufgestellt werden sollen. Da ist der Großeinkauf des nächsten Kunden schon über den Scanner gezogen, noch bevor wir unsere Artikel und das Wechselgeld verstauen konnten. Hier in Frankreich, zumindest im Süden, wo wir uns auskennen und schon so einige Supermärkte besucht haben, erleben wir das etwas anders.

Man könnte die entspannte Gelassenheit die an den Kassen herrscht, vielleicht ein wenig vergleichen mit der, die uns die Leute auf der Straße entgegen bringen. Alle sind einfach ein kleines bisschen weniger verbissen und man hat das Gefühl, der Zeitdruck ist hier nicht so groß, wie man das sonst so kennt.

Hilfsbereitschaft

Auf unserer letzten Tour durch Süd-Frankreich haben wir mal wieder viele nette Begegnungen gehabt und oft kommen die Menschen einfach total nett auf uns zu und bieten einfach so ihre Hilfe an!

Wir denken da etwa an einen Fahrer des Abschleppdienstes in Saint Tropez, der neben uns auf dem Parkplatz seine Mittagspause verbracht hat. Irgendwann stieg er aus und kam auf uns zu, begrüßte uns in gutem Englisch, schenkte uns eine Karte der Umgebung und gab uns Tipps, wo man in der schönsten Umgebung mit Herman übernachten kann, ohne dass er zu einem Einsatz gerufen werden wird!

Oder an die total nette Geste in der Schlange an der Supermarktkasse. Ich hatte meinen Beutel für die Einkäufe vergessen und da ich vermeiden wollte dafür eine neue Plastiktüte zu benutzen, quälte mich mit einigen Flaschen an der Kasse. Eine aufmerksame Kundin am Nachbarband, ließ es sich nicht nehmen, mir daraufhin einen ihrer Stoffbeutel zu schenken. Sie hielt mir diesen auch noch auf, bis ich die Flaschen darin verstaut hatte. Ich fand das unfassbar nett, aber es führte natürlich nicht unbedingt dazu, dass es an den beiden Kassen schneller voran ging. Für die Menschen hinter uns war das allerdings völlig normal und kein Grund uns mit finsterer Mine anzuschauen oder gar zu motzen.

Unvergesslich süß: Der ältere Herr mit den Melonen. Nach einem ganzen Tag wandern, war Michas Vorfreude auf eine frische Melone am Abend fast wie die eines kleinen Jungen vor der Weihnachtsbescherung. Allerdings waren etwas spät dran und frische Melonen waren aus. Die Enttäuschung stand ihm wohl ins Gesicht geschrieben, denn ein netter, älterer Herr, der uns bereits vor dem Einkauf auf dem Parkplatz im drei-Sprachen-Mix erklärt hatte, wie toll er den Herman findet, rief Micha anschließend nochmal zu seinem wirklich uralten Lieferwagen. Er arbeite da, wo die Melonen herkommen und hat einige Kisten im Wagen, sagte er. Vier Honigmelonen wanderten als Geschenk in die Arme von Micha und wir waren mal wieder völlig sprachlos.

Melonen gratis
Diese Melonen haben wir sogar fotografiert, um uns an den netten, älteren Herrn zu erinnern.

UNSER FAZIT

Wären die Leute überall so unfreundlich wie in Süd-Frankreich, wäre es an so manchen Orten entschieden besser auszuhalten!

Wir bedanken uns, für die herzliche Offenheit der Leute, die uns neben der wunderschönen Natur und der tollen Infrastruktur zum mobilen wohnen (z.B. vielen Stellplätzen mit kostenloser Wasserversorgung und Waschmaschinen vor den Supermärkten), eine grandiose Zeit hier beschert. Wir lieben Frankreich nach jedem Aufenthalt noch ein bisschen mehr und haben uns die letzten Wochen schon einige Male selbst die Frage gestellt, welches wohl das erste Land auf unseren zukünftigen Reisen sein wird, das uns insgesamt besser gefällt.

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