Wie Corona einen Kindheitstraum verwirklichte

SabineReisetagebuch

Benz W123 Rallye Style

Als wenn wir das nicht gewohnt wären. Wir schmieden Pläne für Projekte, Reiserouten und alles Mögliche. Doch zwischendurch passiert irgendwas, das alles anders kommen lässt. Ganze Lebensentwürfe haben sich so schon bei uns geändert. Da will man etwa einen Bauernhof kaufen und lebt fortan im Wohnmobil.

Dass diesmal eine globale Pandemie für die Änderung der Pläne verantwortlich sein würde, hätten wir uns allerdings auch nicht träumen lassen. Niemand hätte das wohl.

Doch so lange es nur schnöde Reisepläne betrifft, ist das ja auch völlig egal. Jammern auf extrem hohem Niveau, sozusagen. So viele Menschen haben durch das Virus Angehörige verloren, so viele Menschen sind deswegen von Hunger und weiteren Krankheiten bedroht. Auch in Deutschland sind viele von den wirtschaftlichen Folgen betroffen. Doch Hunger leiden müssen wir zum Glück nicht. Wir haben es mit unserem Heimatplatz auf der Welt schon ziemlich gut getroffen.

Apropos:

Wir sind zurück in Deutschland. Gerade noch rechtzeitig, bevor der Fährbetrieb zwischen Marokko und Europa eingestellt wurde.

So rechtzeitig geschafft haben wir das aber auch nicht, weil wir die rigorosen Reiseeinschränkungen vorhersehen konnten. Nein, zu diesem Zeitpunkt sahen unsere Reisepläne noch vor, im Mai nach Halifax zu verschiffen. Die Zeit dazwischen haben wir für Familie und Freunde eingeplant. Diese wichtigen Menschen, haben wir während dem Bau von Herman 3, unserem neuen Wohn-LKW, einfach viel zu selten gesehen.

Die Einsamkeit der Wüste ist herrlich. Nach Hause kommen zu Freunden aber auch.

Das wohlige Gefühl, mal wieder „Zuhause“ zu sein, umhüllte uns denn auch direkt wie eine warme Flauschedecke. Und irgendwie fühlten wir uns dieses Frühjar sowieso wie an einem kalten Morgen, an dem man schlaftrunken die Decke lieber noch einmal über den Kopf zieht, als drunter hervor zu kriechen.

Dass unser Plan, die Amerikas zu bereisen, verschoben werden musste, ist zwar schade, denn wir hatten uns auf Vieles dort gefreut. Doch auf der anderen Seite haben wir auch viel gewonnen: Zeit mit unseren Freunden, mit denen wir Corona-konform in einer Art festen Gemeinschaft leben – und die Verwirklichung eines Kindheitstraumes.

Vielleicht liegt das Gute näher, als man meint

Es ist Juni. Die Kontaktbeschränkungen sind gelockert, für Viele rückt der ersehnte Urlaub außerhalb von Balkonien in greifbare Nähe. In wie weit und wann man diesen Sommer wieder grenzüberschreitend reisen darf, war lange unklar und für viele Länder besteht weiterhin eine große Unsicherheit.

Wann muss man in Quarantäne? Wohin darf man überhaupt, oder: Kommt man gar selbst aus einem „Risikolandkreis“ und bekommt Beherrbergungsverbot?

Wir haben beschlossen, ausnahmsweise den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Über Sommer auf Tour? Ja natürlich! Aber entgegen unserer sonstigen Bestrebungen, bleiben wir mal innerhalb heimatlicher Grenzen.

Auf einen Roadtrip mit kreativem Output haben wir Lust. Die Stationen: Leute mit coolen Projekten und erzählenswerten Geschichten, mit denen wir auf unserem Youtube-Kanal andere inspirieren möchten.

Leute treffen, Geschichten hören, Fahrzeuge anschauen … so wie hier zum Beispiel, bei unserer Roomtour in Elmars Iveco Daily 4×4 Camper

Und wenn Du jetzt denken solltest, dass ein LKW für den Besuch in manchen Wohngegenden etwas unpraktisch ist, dann hast Du damit nicht so ganz Unrecht.

Man müsste schnell Strecke machen können. Ruck zuck von Termin zu Termin fahren, ohne auf Höhen- oder Tonnagebeschränkungen achten zu müssen. Das wäre für dieses Vorhaben optimal. Der Entschluss ist schnell gefasst: Ein Sommer-Flitzer soll her.

Ein Kindheitstraum

Auf der Suche nach dem richtigen Gefährt, durchforsten wir mobile.de. In der Suchmaske klicken wir auf Namen wie Pajero oder Landcruiser. Ein Geländewagen muss es schon sein. Vielleicht würde sich ja doch noch die Gelegenheit ergeben, die Strecken des neuen 4×4 Reiseführer durch die Pyrenäen* von der Pistenkuh unter die Räder zu nehmen. Oder die Gardasee / Westalpentouren*.

Beide Gebiete würden wir gerne sehen, sind mit dem LKW aber ein unsinniges Unterfangen. Und wenn sich die Tür zu den eigentlichen Reiseplänen schließt, kann man ja schließlich durch eine der anderen Türen gehen!

Wunderschöne Plätze in den Pyrenäen haben unsere Freunde Sabine und Burkhard von der Pistenkuh da gefunden – mit einem Fahrzeug in LKW-Größe, allerdings kaum erreichbar.

Die Suche nach einem Fahrzeug gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht. Die „kleinen“ Geländewagen haben einen Spritverbrauch wie unser LKW, sind dabei schweineteuer und für ihr Geld in einem teils erbarmungswürdigen Zustand.

Gerade die Pajeros ringen uns bei den Besichtigungen ein ungläubiges Staunen ab. Leiterrahmen, die mehr aus Löchern als Metall bestehen, werden mit frischem TÜV verkauft. Bei einem Exemplar wurde ein U-Profil mit Sika über die Rostlöcher geklebt und alles mit Unterbodenschutz schick gesprüht – Wertarbeit eines Autohauses, immerhin.

Die Unterseite dieses Pajero Leiterrahmens kann man einfach mit der bloßen Hand abziehen. Das Fahrzeug hatte frischen TÜV und stand so im Autohaus
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Alles doof, mit diesen Geländewagen“, klagen wir nach einer weiteren Besichtigungstour unser Leid, während wir am Abend mit den Freunden zusammensitzen.

Es gibt ja auch noch andere, schöne Autos“.

Dieser Antwort folge das Schwelgen in mobilen Träumen und Umbauprojekten der ausnahmslos fahrzeugbegeisterten Beteiligten.

Ich wollte schon immer mal einen W123 haben“, warf Micha in die Runde. Oh nein, denke ich bei mir, denn ich finde dieses Auto wirklich hässlich. Anders als alle anderen, die mit in der großen Runde sitzen und bei mobile.de anfangen nach 123ern zu suchen.

Ich kann nichts dagegen tun. Ob ich denn meinem Ehemann wirklich diesen Traum verwehren will, werde ich gefragt. Der scherzhafte Tonfall kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Sache bereits ernsthaft entschieden ist.

Das ist das beste Auto der Welt, der hat sogar die Rallye London – Sydney gewonnen!

Ich lache und gebe mich geschlagen.

Aber wehe, das beste Auto der Welt fährt nicht einwandfrei„, erwidere ich nur – und tippe bei mobile.de auf den Hersteller Mercedes Benz.

„Der Benz“

Bereits für den zweiten 123er den wir uns anschauen, unterschreiben wir den Kaufvertrag. Mit seinem gerissenen Armaturenbrett und einem leichten Frontschaden, der nicht komplett behoben wurde, ist er für Oldtimersammler uninteressant.

Für uns allerdings: Optimal! Rostfreier Unterboden, nirgends auch nur ansatzweise verölt, seit 1983 scheckheftgepflegt und unter 100.000 km. Gekauft!

Back to Camping

Auch ich muss inzwischen zugeben: „Der Benz“ ist ein Raumwunder und er fährt sich wirklich mega angenehm. Er ist sogar ein sehr bequemer Camper geworden, in dem man super schlafen kann.

Ja und pätestens seit seinem neuen Rallye-Look, durch die großen Hella Lampen* und der schwarzen Folie*, die wir ihm verpassten, finde sogar ich ihn richtig cool.

Wir haben uns also sehr gut angefreundet und ich habe meine Entscheidung, mit dem ölfeuchten Kindheitstraum meines Mannes durch Deutschland zu gondeln, nicht bereut. Natürlich ist das mit dem Reisen im eigenen Zuhause nicht zu vergleichen – aber dieses Gefühl von Camping, wie früher bei unseren ersten Roadtrips, hat definitv mal wieder seinen Charme!

Campen mit dem PKW am Straßenrand – da kommen Erinnerungen an unsere ersten, gemeinsamen Touren auf.

Wie wir den Benz zum Camper umgebaut haben?

Dazu gibt es auf jeden Fall bald ein Youtube-Video, also abonniere doch einfach den Kanal und bimmle das Glöckchen. Du bekommst dann eine Nachricht, wenn wir den Benz und die coolen Projekte, zu denen wir unterwegs sind, zeigen.

Ach ja:

Seit den ersten Fotos vom Benz bei Instagram* und Facebook*, wird offenbar darüber spekuliert, ob wir den LKW verkauft haben oder verkaufen mussten.

NEIN, wir wohnen darin! *lach* Der LKW betätigt sich jetzt einfach mal kurze Zeit als Tiny House auf einem wunderschönen Platz in bester Gesellschaft.

Wenn keine weltweiten Pandemien oder sonstige Unwägbarkeiten dazwischen kommen, gehen wir ab dem Winter wieder mit ihm auf Reisen.

Unsere Roomtours

Zum Beispiel im Ford Transit, im ehemaligen THW LKW oder im T3:

Das BESTE Zeug für unterwegs

Zum Beispiel bruchfestes, dünnes Glasgeschirr oder die beste Methode, Sachen im Womo zu befestigen, ohne zu kleben oder schrauben:

Camper ausbauen

1000 Tipps zur Installation von Wasser, Strom, Toiletten und allem, was man im Camper so braucht: Hier gehts lang:

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