Sonntag, 09.12.2018
Die Nächte sind ganz schön kalt und feucht in der Wüste. Dank unserer Leerkabine, bekommen wir bei dieser Tour auch mal das Gefühl von Camping, statt immer und überall Zuhause zu sein. Die Heizung aufdrehen und gemütlich in der heimischen Küche den ersten Kaffee des Tages kochen oder das Abendessen zubereiten, während der andere auf der Couch lümmelt, das geht jetzt leider nicht. Mit dicker Jacke und Kartuschenkocher raus, in die Dünen – das ist schon was anderes.
Wir bekommen ganz schön Respekt vor Phil und Karo, die IMMER draußen kochen und mit aller kleinstem Raum auskommen. Auch meine eigene Toilette möchte ich zugegebener Maßen nicht auf Dauer missen.

Draufgänger mit 4,50 m Radstand
Mit dem heutigen Frühstück lassen wir uns nicht so lange Zeit, wie gestern, auf dem Campingplatz. Der heutige Tag soll zum Fahren genutzt werden.
Gefühlt teilt sich die Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang jedoch in zwei gleiche Anteile auf: Fahren und – Schaufeln.
Zum Glück überwiegt die Fahrzeit in Echt dann doch. Aber vor allem ein Teilnehmer erhöht den Schnitt der Bergezeit immens: Volker im Zetros. Zwei Umstände treffen bei der Kombination „Volker und Zetros“ aufeinander, die für anständig Muckies in den Armen aller Beteiligten sorgen: Völlig ungezügelter Spieltrieb und 4,50 m Radstand.
Volker will es wissen und schont sein schwarzes Monster nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn er es schafft, die Karre im Laufe der Tage an irgend einem Hang auf die Seite zu werfen. Bisher hat sich der Zetros immer erstaunlich gut gefangen. Doch einfach über alles drüber brettern, geht auch mit so einem Buliden nicht.
Um die Gefahr des seitlichen Umkippens zu vermeiden, sollen Dünen ja möglichst gerade angefahren werden. Volker hält sich oft genug nicht daran und eine gute Begründung dafür hat er ja, das muss man ihm lassen. Bei gerader Anfahrt der Dünen, setzt der LKW durch den (für solches Gelände) viel zu langen Radstand nämlich an der Kuppe mit dem Bauch auf und dann geht erst mal nichts mehr. Ich habe nie zuvor gesehen, dass man die Kardanwelle eines so hohen Fahrzeugs komplett im Sand versenken kann – dafür führt der Zetros es gleich mehrfach vor. Langer Radstand bedeutete für uns schon immer ein No Go. Jetzt erst recht.

Rallyeerfahrung macht Reparieren leichter
Wir befinden uns auf der „Hauptverkehrsstraße“ nach Ksar Ghilan, einer breiten, recht gut zu befahrenden Piste, als wir bei einer Pinkelpause ein Ölleck am Landrover feststellen. Die Unterdruckpumpe hat eine Abdeckung im Gehäuse verloren.
Schon häufig haben wir uns beim Bauen von H3 gesagt, dass wir den Tobias (in dessen Firma und mit deren Hilfe wir das alles machen), irgendwo in eine Staubox packen und mit auf Reisen nehmen müssen. Durch seine jahrelange Rallyeerfahrung hat er für jedes technische Problem unterwegs eine Lösung. Und er weiß, was man spezifisch für jedes Fahrzeug, sowie allgemein dabei haben sollte. So kommt es, dass er eine neue Unterdruckpumpe aus dem Keller seines MAN zaubert. Und weil er keine Lust hat, die Sache hier in der Wüste auseinander zu nehmen, ist auch ein passendes Mittelchen für eine Quick an Dirty Reparatur an Bord.
Ich hätte ja nie gedacht, dass das hält. Ölverschmierter Untergrund ist keine gute Basis für eine Klebestelle, die nach wenigen Minuten auch noch mit mehreren Bar Druck beaufschlagt werden soll. Aber Tobi meint das geht. Er rührt also zwei Komponenten Flüssigmetall an und verarztet die, nach meinem Empfinden, viel zu große Undichtigkeit. Zuvor ein bisschen Bremsenreiniger – naja, denke ich, und stelle mich auf den Ausbau der Pumpe ein. Doch Erfahrung gewinnt mal wieder und die Klebestelle ist beim ersten Versuch dicht. Tobi freut sich – endlich mal wieder eine echte Wald und Wiesen, oder wohl besser, Wüstenreparatur. Seine Spezialität. Wir müssen den Kerl wohl doch irgendwie in einer Staubox im H3 einquartieren.

HIER erfährst Du mehr über Flüssigmetall und seine Verarbeitung

Kurz nach der Reparatur entschließen wir uns, die gut befahrbare Piste zugunsten einer spaßigeren Route zu verlassen. So schaffen wir es heute wieder nicht, die Oase Ksar Ghilan zu erreichen. Aber das macht auch nichts. Alle genießen das campieren mitten in der Wüste in vollen Zügen. Lange wach ist an diesem Abend trotzdem keiner – den ganzen Tag Geländefahren und Schaufeln macht ganz schön müde.
Die Disco-Reparatur und die Dünen dieser tollen Landschaft kannst Du in diesem Video miterleben: