Freitag, 07.12.2018
In aller Frühe geht es für unseren kleinen Konvoi vom Autobahnrastplatz weiter Richtung Süden. Am Abend möchten wir Douz erreichen. Dazwischen freuen wir uns auf eine erste, leichte Piste. Heute werden wir also zum ersten mal spüren, wie unser neuer Herman sich auf unbefestigtem Terrain bewegt.
Endlich runter, von der Autobahn
Wir verlassen die Autobahn und erhaschen erste Eindrücke von Land und Leuten. Vor Verkaufsständen aus Ästen und übergeworfenen Decken werden Mandarinen und Fladenbrot angeboten. Für‘s Abendessen kann man sich auch mit frischen Hühnchen eindecken – sie stehen an einer Schnur angebunden an der Straße und probieren gackernd das Weite zu suchen. So kennen wir den Fleischeinkauf aus Marokko.
Insgesamt haben wir allerdings den Eindruck, dass es auf Tunesiens Straßen etwas „geordneter“ zugeht, als auf denen Marokkos. Die Fahrzeuge sind in einem besseren Zustand, fahren nicht so wild durcheinander und auf der Autobahn sind kaum Menschen und Tiere unterwegs.
Tiere sehen wir dafür auf unserer ersten Piste. Eine Herde Dromedare versüßt uns die Anfahrt auf Douz. Die flauschigen Wassersparwunder zählen zu unseren absoluten Lieblingstieren. Ihre ruhige, gelassene Art und ihre Sensibilität ist uns während unseres 6-monatigen Marokkoaufenthalts unheimlich ans Herz gewachsen. Und spätestens seit der Begegnung mit unserem Lieblings-Kamelmädchen bin ich den Höckertieren völlig verfallen.

Neues Reisegefühl H3
Doch nicht nur die Dromedare bereiten uns einen tollen Tag auf Tour. Auch unser neuer Herman zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Das Reisen im Iveco 90-16 gestaltet sich ungewohnt entspannt. Die Geräuschkulisse lässt Gespräche in normaler Lautstärke zu, mit dem Platzangebot wissen wir kaum, was wir anfangen sollen und die Reisegeschwindigkeit stellt kein Verkehrshindernis mehr dar. Über diese neuen Umstände beim unterwegs sein, freuen wir uns seit unserer Abfahrt. Jetzt allerdings, auf der Piste, kommt die höhere Leistung bei weniger Drehzahl, sowie die Möglichkeit der größeren Bereifung zum Tragen. Das macht alles einen unheimlich guten Eindruck, wir freuen uns bereits auf schwierigeres Gelände.
Fast hätten wir ein wenig zu lange in den ersten Sandverwehungen gespielt. Kurz vor Sonnenuntergang haben wir noch 30 Pistenkilometer vor uns. Wir müssen Gas geben. Tobi fährt mit dem MAN voraus, dahinter sind Phil und Karo mit dem Discovery. Die beiden Fahrzeuge wirbeln so viel Staub auf, dass ich dahinter im Herman kaum noch etwas erkennen kann. Doch bis es dunkel wird, wollen wir die Zivilisation erreicht haben. Die Gefahr, dass bei Geländefahrten im Dunklen etwas passiert ist sehr groß und das wollen wir nicht herausfordern.

Mit der heutigen Fahrt verlieren sich meine Zweifel, ob ich selbst mich als Fahrer im H3 wohlfühlen würde. Anders als Micha, dem ein Fahrzeug nicht groß genug sein kann, habe ich das Gefühl den Überblick über die Ausmaße zu verlieren. Abstände rechts und links richtig einzuschätzen fällt mir zunehmend schwerer, je breiter das Fahrzeug ist – und Herman 3 ist wesentlich breiter, als Herman 2.
Auch mit der Schaltung hatte ich mich vor dieser ersten Reise noch nicht richtig angefreundet. Bei H3 muss man schon ein bisschen beherzt zum Schaltknüppel greifen, um dem gewünschten Gang zu sagen, dass er jetzt dran ist. Aber das ist natürlich einfach Gewohnheitssache. Wenn ich jemandem erzählen würde, dass mir das unsynchronisierte Getriebe von H2 lieber ist, würde er sich wahrscheinlich an den Kopf fassen. Doch ich bin sicher, dass ich in wenigen Tagen nicht mehr zu Zwischengas und Co zurückmöchte.

Als wir die Piste verlassen, bin ich mit der Schaltung fast auf Du und Du. Es geht an Herausforderung Nummer 2. Im Halbdunkel fahren wir durch das Städtchen Douz. Durch enge Gässchen schwirren Mopedfahrer um den LKW wie ein kleiner Bienenschwarm, alte Frauen in langen Gewändern laufen über die Straße, ohne dem Geschehen auch nur einen einzigen Blick zu widmen und der ein oder andere, geparkte Eselkarren macht den Slalom nicht einfacher.
Ich stelle fest, dass es sogar Spaß macht, den Herman durch das enge Gewusel zu steuern. Er hat einen großen Vorteil gegenüber H2 zu bieten: Große Spiegel, in denen man die Umgebung sehr gut einschätzen kann.
Unsere kleine Gruppe steuert einen Campingplatz an. Freunde warten dort auf uns. In ihren beiden LKW’s werden sie ab hier zu unserem Konvoi gehören.
Als wir den Platz erreichen, verursacht die extrem enge Einfahrt, die in einer Kurve angefahren werden muss, kaum mehr Herzklopfen beim mir. Jetzt freue ich mich noch einmal mehr auf das Unterwegs sein mit H3. Abenteuer tunesische Sahara, morgen lernen wir Dich besser kennen!