Montag, 17.12.2018
Ich glaube, ich werde alt. Zumindest bin ich die einzige, die heute Morgen Kopfschmerzen hat. Einwände habe ich deswegen keine, dass die anderen sich ebenfalls Zeit lassen und den Tag in aller Ruhe angehen lassen.
Auf unserer Prioritätenliste ganz oben steht dabei: Die heiße Dusche auszukosten, die wir am Vorabend relativ teuer zugebucht haben. Im Campingpreis inklusive ist nämlich nur die Dusche im Sanitärgebäude – und die ist kalt. Bei unserem Grad der Dreckigkeit und dem Umstand, dass es gerade sogar ein bisschen geregnet hat, ist die heiße Dusche für uns allerdings ein fast unbezahlbares Event.
An der Rezeption holen wir den Schlüssel ab. Campingplatzbesucher, die eine heiße Dusche buchen, bekommen für diese Gelegenheit eines der Gästezimmer, die zum Hotel gehören. Man erreicht sie über den wunderschön angelegten Garten, wo etliche Vögel in den Bäumen zwitschern. Es ist gemütlich eingerichtet, bietet ein sauberes, geräumiges Bad mit gewölbter Decke aber ich glaube, dass es schon länger nicht mehr bewohnt gewesen ist. Ein bisschen muffig riecht es schon, wenn man die Tür aufmacht.

Tunis City Einkaufszentrum
Frisch geduscht geht es für uns weiter zur nächsten Station. Wir möchten den Nationalpark Ichkeul besuchen.
Auf unserem Weg fahren wir quer durch Tunesiens Hauptstadt Tunis mit beeindruckenden Gebäuden. Eine moderne Stadt – mit einem sehr modernen Mega Shopping Center, das unübersehbar ein Stückchen außerhalb liegt, als wir Tunis Richtung Norden verlassen. Schnell sind wir uns über Funk einig, dass wir noch einmal ein paar frische Sachen einkaufen wollen.
Einfach auf den Parkplatz fahren ist nicht, wie wir schnell feststellen. Wer auf das Gelände des Centre Commercial Tunis City will, stellt an einem der Eingänge zuerst einmal das Auto ab und lässt Sicherheitskräfte den Wagen kontrollieren. Jeder! Die Kontrolle ist fast strenger als bei der Einreise am Zoll. Jeder Kofferraum wird geöffnet. Auch wir steigen aus, werden angewiesen, unsere Wohnkabine zu öffnen. Also hier ist das Einkaufen wohl sicher.
Uns hätte die Sicherheitslage bereits völlig ausgereicht. Den Tunesiern nicht. Schließlich wurde am Parkplatz nur das Fahrzeug kontrolliert. Die Personenkontrolle kommt am Eingang. Dort befinden sich an den Eingängen je zwei Sicherheitsbeamte. Wie am Flughafen nehmen sie den Inhalt der Taschen entgegen, bevor der Besucher durch den Körperscanner geht.
Wow. Unter solchen Sicherheitsvorkehrungen ist noch keiner von uns einkaufen gegangen. Hinter dem Scanner betreten wir eine riesige Shoppingmall. Hier gibt es alles. Neben dem größten Supermarkt, in dem ich persönlich je gewesen bin, sind da Parfümerien, Schuh- und Schmuckgeschäfte, Designerboutiquen und, ja – Dessousläden. Phil und Karo vergleichen es sofort mit den großen Shoppingmalls der USA und Kanada. Auch vom Kleidungsstil der Besucher könnte man denken, dass man sich in einem Einkaufscenter zuhause in Köln oder Düsseldorf befindet – wobei in Köln glaube ich mehr Frauen Kopftuch tragen als hier in Tunis City.
Wir sind abermals erstaunt über die unterschiedlichen Eindrücke, die man in Tunesien gewinnen kann. Wir stöbern eine ganze Weile durch das Angebot des riesigen Supermarktes – vor allem die Patisserie hat es uns angetan. Am liebsten einmal quer durch die verschiedenen Theken würde man sich da futtern.

Nationalpark Ichkeul
Von Wüste ist auf der Fahrt zum Nationalpark im Norden des Landes nichts mehr zu spüren. Die Felder stehen hier in saftigem Grün. Mediterrane Laubbäume bekräftigen das üppige Bild. Für uns ist dieses Gebiet absolut vergleichbar mit Portugal. Dort haben wir dieselben Eindrücke gewonnen.
Beim Nationalpark Ichkeul, den wir besuchen wollen, handelt es sich denn auch um ein Feuchtgebiet. Zusammen mit dem großen Ichkeul See, gehört es zum Weltnaturerbe der UNESCO und dient tausenden Zugvögeln als Station und Brutplatz. Früher war das Gebiet nur Teil einer Flusskette, die sich durch ganz Nordafrika zog. Heute ist der Ichkeul als einziger davon übrig.
Es ist bereits später Nachmittag, als wir den Park erreichen. Zwei große, gemauerte Torsäulen mit Tierskulpturen rahmen den Eingang. Direkt dahinter befindet sich ein Häuschen, mit einem netten Herrn, der uns herzlich willkommen heißt. Es ist bereits zu spät, um den Park zu erkunden, denn die Sonne geht schon bald unter. Aber vor dem Eingang findet sich ein perfektes Plätzchen zum Campieren. Wir spenden dem Nationalpark 5 Dinar pro Nase und erhalten den Segen des Parkrangers unser Lager aufzuschlagen.

Wieder mal wird es eine stürmische Nacht. Der Platz liegt ungeschützt in der Windschneise, weshalb wir den Disco nahe am Herman parken. Phil und Karo gesellen sich zu uns in die Kabine. Es wird gekocht, gearbeitet, gelacht. Wir haben unser Bett zum Sofa umgebaut und dies wird uns als der erste gemütliche Abend in unserem neuen Zuhause in Erinnerung bleiben. Das usselige Wetter draußen trägt dazu bei, dass es drinnen noch schöner ist. Die Flamme des Gaskochers und vier mal Körperwärme reichen aus, um die Kabine auf angenehme Temperatur zu bringen. Ich kann die Fertigstellung des Innenausbaus nun kaum erwarten. Das neue Fahrzeug an sich macht schon so eine Freude beim Unterwegs sein – wenn es jetzt auch noch ein richtiges Zuhause wird, ist das fast schon kitschig gut.