Donnerstag, 13.12.2018
Unsere Frage an Bashir vom Campingplatz gestern Abend, hat sich heute Morgen erübrigt. Wo der Tiermarkt zu finden ist? Luftlinie ungefähr 20 Meter vor der Haustür unserer Wohnkabine. Wir sehen zwar nicht über die Palmenblätterpalisade hinweg die den Platz einfasst, dennoch haben wir das Gefühl mitten auf dem Markt zu stehen, als wir aufwachen.
Mopeds knattern in alle Richtungen, Leute rufen aufgeregt durcheinander und vor allem hört man das Gebläke von Schafen und Ziegen. Ein paar Esel rufen so laut, dass sie die anderen Vierbeiner immer einmal kurzfristig zu übertönen scheinen und dazwischen glaube ich, das Gurren eines Dromedars zu hören. Ich bin aufgeregt bei dem Gedanken, heute Dromedare zu sehen. Sie gehören zu meinen Lieblingstieren und ich hoffe, sie werden auf dem Markt eher zur Zucht als zum Schlachten gehandelt.
Wir haben 8 Uhr am Morgen. Zeit, los zu ziehen und das Geschehen zu erkunden. Seit drei Stunden werden bereits die Geschäfte gemacht.
Bashir weiß wohin wir wollen, als wir an ihm vorbei den Campingplatz verlassen. Obwohl man den Markt gar nicht verfehlen kann, kommt er mit zur Straße und erklärt uns, wo wir lang müssen. Ein Mann mit weißem Kaftan und ebenso blütenweißem Turban auf dem Haupt, kommt an uns vorbei. Das ist mein Freund, sagt Bashir. Kurzerhand hat uns Bashirs Freund an der Backe. „Nimm die beiden mit, sie wollen zum Markt.“
Weibliche Touristin auf Markt für Männer?
Ein bisschen unangenehm ist es mir ja schon. Vorab habe ich gelesen, dass der Tiermarkt noch sehr traditionell sei. Nur Männer besuchen ihn. Nun, ich bin kein Mann und dazu noch eine neugierige Touristin, die auch noch gerne Fotos machen würde. Naja, wir werden vermutlich nicht die einzigen Touristen sein, denke ich bei mir.
Falsch gedacht. Am Markt angekommen, ist kaum ein Vorwärtskommen. Menschen und Tiere drängen sich dicht an dickt. Der Anblick erinnert ein bisschen an einen Ameisenhügel. Augenscheinlich herrscht das pure Chaos – um so strenger ist die Ordnung, die dahinter steckt. Frauen sind auf jeden Fall tatsächlich hier nicht zu sehen. Und andere Touristen schon zwei mal nicht.
Schon auf den Wegen die zum Markt führen, herrscht reger Trubel. Mit geschultem Blick werden die Zähne von Schafen begutachtet, auf Pickups werden Ziegen und Pferde transportier, Heuballen von abenteuerlich beladenen LKW‘s abgeladen. Ein älterer Herr schaufelt Erde vom Wegesrand in die Wegesmitte – einen Grund dafür können wir beim besten Willen nicht erkennen.

Der eigentliche Marktplatz wird von einer Mauer eingefasst. Am Eingangstor hat sich ein kleiner Stau gebildet. Schon nach diesen ersten Metern im Gedränge bin ich überrascht und auch ein Stückchen erleichtert, wie die Männer auf mich reagieren. Die meisten nehmen einfach gar keine Notiz von mir. Gehen an mir vorbei, wie an jedem anderen Marktbesucher auch. Wenn sich meine Blicke mit dem von Händlern oder Käufern treffen, werde ich in der Regel nett angelächelt und wurde am Tor sogar herein gebeten. Vielleicht hat sich jemand nach mir umgedreht und gedacht „was will die denn hier“. Doch es treffen mich keine abmahnenden Blicke, niemand gibt mir das Gefühl fehl am Platz zu sein. Ich freue mich über den Bereich zwischen Gleichgültigkeit und Akzeptenz, die mir bei einer solchen Gelegenheit entgegen gebracht wird.
Wir erkunden den Tiermarkt
Wir quetschen uns durch die Reihen der Händler und Nutztiere um uns einen Eindruck zu verschaffen. Ich bin froh, dass nicht vor Ort geschlachtet wird, doch das hätte ich auch nicht erwartet. Das Fleisch, das man in solchen Ländern kaufen kann ist nämlich frisch – und damit meine ich SEHR frisch. Geschlachtet wird dort, wo das Fleisch verkauft oder direkt zubereitet werden soll, nicht auf einem Tiermarkt.
Gehandelt werden vor allem Ziegen und Schafe, in den Ecken stehen aber auch Käfige mit viel zu vielen Hühnern darin. Kaninchen gibt es auch ein paar. Ist man auf der Suche nach einem Arbeitspferd, einem Esel oder Kamel, wird man ebenso fündig.
Die Tiere stehen angebunden an Pflogs auf der Erde oder auf Pick Up‘s, deren Ladeflächen mit Gattern oder Käfigen ausgerüstet sind. Ziegen und Schafe haben offenbar keinen besonderen Stress – sie sind es gewohnt, mit ihren Hirten unterwegs zu sein. Die Pferde sind nicht ganz so entspannt und stehen mit aufgerissenen Augen da.
Es ist ein sehenswertes Durcheinander, doch aus Respekt machen wir hier nicht besonders viele Fotos.

Mehr, als Ziegen und Schafe
Über eine Treppe führt uns der Weg vom Tier- zum normalen Wochenmarkt. Er ist riesig. Auf dem Hauptpatz fühlen wir uns ein bisschen wie auf dem Düsseldorfer Flohmarkt. Von flauschigen Kuschelschlappen bis zu Sesamgebäck gibt es alles. Beeindruckend finde ich auf solchen Märkten aber immer immer wieder die Tonnen voller Gewürze. Ich kenne die meisten davon nicht, aber es riecht köstlich.
In einigen Straßen um den Hauptplatz herum, reiht sich Gemüsestand an Gemüsestand, in anderen Straßen haben sich die Fischändler zusammen getan, wo anders ist die Süßigkeitenabteilung. Eigentlich ist ganz Douz am Donnerstag ein riesiger Freiluft Supermarkt.
Selbst Weihnachtsgeschenke für unsere Familie finden wir – und das fällt uns normaler Weise wirklich schwer. Für die weitere Reise decken wir uns mit einem großen Beutel voller Gemüse ein. Spitzpaprika, Möhren, Tomaten … und die leckersten Nüsse, die wir je gegessen haben – karamellisiert und mit Sesam ummantelt. Wir zahlen ein paar Cent.



Planet Tatooine: Zu gefährlich zum Campen
Unsere kleine Truppe versammelt sich am Nachmittag wieder an ihren Fahrzeugen. Wir wollen noch zum nächsten Ziel aufbrechen. Es geht Richtung Nefta. Ein paar Kilometer weiter, inmitten einer mondartigen Landschaft, liegt Mos Espa. Star Wars Fans kennen die Stadt, die zwar nicht auf dem Mond, aber auf Tatooine liegt. Einem Planeten des äußeren Territoriums … oder so ähnlich. Ich kenne mich mit Star Wars wahrlich nicht aus aber ich weiß, dass Anakin Skywalker hier aufgewachsen ist. Die Szenen des coolen Pod-Rennens aus „Episode 1“ habe sogar ich gesehen.
Die Star Wars Filmkulissen sollen uns eine coole Umgebung für Fotos unserer Fahrzeuge liefern. Als wir Nefta Richtung des Nichts verlassen, in dem Mos Espa liegt, haben wir bereits ein zwiespältiges Gefühl. Die Kulissen befinden sich sehr nah an der Algerischen Grenze – kein unumstrittenes Gebiet für einen Besuch. Wir rechnen schon damit, dass uns die Polizei hier nicht so gerne sieht. Und so ist es auch. Eine Streife, die vermutlich am Abend die letzten Besucher aus Mos Espa kehrt, fängt unseren kleinen Konvoi ab. Wir dürfen dort nicht die Nacht verbringen. Die Tunesischen Behörden haben kein Problem damit, wenn man dort campiert. Aber die Algerier, wie die Polizisten uns erklären! Ok – wir wollten zwar das frühe Morgenlicht ausnutzen um schöne Fotos machen zu können … aber nächtlichen Besuch von bewaffneten Rebellen wollen wir nun auch nicht haben.
Die Polizei eskortiert uns zu einem Ort, den sie für sicher hält. Wir landen auf dem Parkplatz eines 5 Sterne Hotels. Wir sind natürlich wieder die einzigen dort. Tennisplätze, Pool und Garten geben einen guten lost Place ab. Drinnen aber bekommen wir ein Bier und Karo und ich freuen uns über die Toilette, die in annehmbar sauberen Zustand ist – es ist außer uns ja auch niemand da, der sie benutzt.
Im Video miterleben: Oasen hoppen und Kamele shoppen