Kolosseum El Djem und weiter nach Nabeul

SabineReisetagebuch

Sonntag, 16.12.2018

Auf einem Rastplatz bei El Djem verabschieden wir uns von einem Teil der Gruppe. Während Tobias und Clemens wieder zu 4wheel24 in die Firma müssen, wollen Uli und Edith nach Marokko. Auch Volker verlässt uns, um sich wieder der Arbeit zu widmen.

Gemeinsam mit Phil und Karo machen wir uns hier noch ein paar schöne Tage, bevor wir pünktlich zum Weihnachtsessen bei unseren Familien eintrudeln wollen.

Ein paar nützliche Sachen aus Tobis LKW wechseln vorher noch die Mitfahrgelegenheit. Zum Beispiel sind weder der Discovery, noch unsere Rohbaukabine mit Strom ausgestattet. Was für ein Glück, dass uns Tobi diesen Generator* zurücklässt. Das Ding hat uns während der Reise schon zuverlässig den Allerwertesten gerettet – ausgerechnet wir Vier, ohne Strom in den Fahrzeugen, müssen von unterwegs schließlich arbeiten. Wider Erwarten schafft er genug Power, um alle vier Rechner mit Strom zu versorgen, auf denen bei zweien das Schnittprogramm läuft, das Saft ohne Ende zieht. Doch das Ding hat sich bewährt und da er auf Benzin läuft, ist er auch noch überraschend leise und nervt weder uns beim Arbeiten noch die Nachbarn beim Nichtstun.

Wir nutzen die Möglichkeit zu Arbeiten noch direkt auf dem Rastplatz, auf dem wir uns befinden aus. Phil und Micha schneiden Videos für Youtube, Karo und ich schreiben für den Blog. Man merkt sofort, dass sich unsere Reisegeschwindigkeit jetzt drastisch verändern wird. Die „Urlauber“ hatten uns gegen 9 Uhr verlassen – um 9:01 Uhr läuft der Generator und wir verbringen die nächsten 4 Stunden zu viert auf der Matratze, die auf dem Boden unserer Kabine liegt. Vertieft in die Arbeit, die in den letzten Tagen liegen geblieben war.

Etwas zu sehen kriegen wir heute aber dennoch. Die Sehenswürdigkeit, die auf unserem Programm steht, ist nur 10 Autominuten entfernt.

Kolosseum El Djem

Es ist lustig, als wir in El Djem ankommen – ein bisschen, als ob man sich verfahren hätte. Könnte gut sein, dass das Navi einen aus Versehen nach Rom geleitet hat … wenn nicht das Mittelmeer dazwischen liegen würde.

In El Djem steht das drittgrößte Kolosseum des römischen Reiches, das seit dem Jahr 238 erstaunlich gut erhalten ist. 35.000 Menschen haben auf seinen Tribünen Platz gefunden. Erstaunlich ist auch, dass es dabei gar nicht von den Römern gebaut wurde. Die haben nämlich nur eines für 2000 Zuschauer gebaut. Das war den reichen Bürgern von El Djem aber zu klein. Sie bauten ihr eigenes. Offenbar sollte es den gleichen Spielen, also Gladiatorenkämpfe, öffentliche Hinrichtungen und was man sich sonst noch gerne so anschaut, dienen. Die Löwengrube und Gefangenenzellen sind heute noch zu sehen. Was nicht mehr existiert, ist eine Seitenfront – die ist jedoch nicht dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen, sondern den Römern. Die Reichen Bürger von El Djem (El Djem bedeutet nicht umsonst „Olivenölproduzent“) dachten sich nämlich einen besseren Verwendungszweck für das Kolosseum aus: Sie verbarrikadierten sich darin vor den römischen Steuereintreibern, die von dem guten Geschäft Olivenölgeschäft ihren Anteil wollten. Sie rissen das Kolosseum an einer Seite auf, um die Steuersünder raus zu holen.

Kolosseum El Djem
Kolosseum El Djem
Kolosseum El Djem
Das Kolosseum El Djem
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Schon irgendwie cool, diese Geschichte und dass wir heute darin herumlaufen können. Spiele gibt es übrigens noch immer da: Auf einer Seite stehen Hüpfburgen für Kinder, Touristen können Kamele reiten … wir wissen nicht, ob heute ein besonderer Tag ist, der den Trubel auslöst oder ob das hier immer so ist. Der Vorplatz, über den man das Kolosseum El Djem für 10 Dinar (aktuell 2,95 Euro) pro Person betreten kann, ist auf jeden Fall proppen voll!

Andere Sehenswürdigkeiten in El Djem

Wir umrunden das Kolosseum in einem kleinen Spaziergang. Auf der Seite von der wir kommen, ist es wirklich kaum vorstellbar, dass wir uns nicht in Italien befinden sollen. Die Gasse sieht schon fast kitschig übertrieben italienisch aus.

In diesem Teil befindet sich ein Mosaikleger, dem wir kurz bei seiner kunstvollen, geduldigen Arbeit zusehen. Er arbeitet in einem großen, hellen Raum, in dem großflächige Kunstwerke aus tausenden Steinchen auf ihre Fertigstellung warten. Kleinere Exemplare kann man auch käuflich erwerben. Ich glaube die Räumlichkeiten gehören zum Mosaikmuseum, das sich ebenfalls in El Djem befindet.

Mosaik Kunst in El Djem
Kleines Mosaik für große Wirkung – die Hand der Fatima gilt im islamischen Volksglauben als beste Abwehr gegen den bösen Blick. Na dann kann ja nix mehr passieren!

Ein oder zwei Eingänge weiter entdecken wir den coolsten Laden, in dem ich je gestöbert habe. Als wir den dunklen Raum betreten, kommt ein alter Herr von der Straße hinter uns her und macht das Licht an. Wir trauen unseren Augen kaum. Es handelt sich um ein unglaubliches Sammelsurium aus Schmuck, Lampen, Flacons, Vasen, Figürchen … Wahnsinn! Es ist so viel, dass die Stücke einfach auf großen Haufen aufeinander aufgetürmt sind. Um hier alles zu sehen, bräuchte man wahrscheinlich Wochen! Wir wollen uns von hier unbedingt ein Erinnerungsstück mitnehmen, doch die Fülle an Dingen überfordert einen einfach total. Wir halten uns bestimmt eine Stunde in dem Laden auf und der alte Herr erklärt uns einige Dinge, von denen wir nicht wissen, wofür sie einmal verwendet wurden – richtig tolle Antiquitäten vermischen sich mit Nippes, ein einfach köstliches Durcheinander. Dazu der Geruch von einer Tonne Staub, der alles mit einer dicken Schicht überzieht. Toll!

Laden am Kolosseum El Djem
Antiquitäten Laden El Djem
Laden mit Kleinigkeiten in El Djem am Kolosseum
In dem Laden hätte man ewig stöbern können. Echte Antiquitäten bis Nippes unter einer Schicht Staub.

Nabeul

Die letzten Tage möchten wir im Norden des Landes verbringen. Tobias meinte, Tunesiens Norden sehe aus wie der Schwarzwald – das müssen wir sehen.

Unser Vierer-Team ist sich einig: Eine Dusche wär nach Tagen mal wieder eine feine Sache. Kurzerhand beschließen wir deswegen, uns für die heutige Nacht einen Campingplatz zu suchen. Außerdem wird es dunkel sein, wenn wir noch ein Stück Richtung Norden schaffen wollen. Im Dunklen ein gutes Fleckchen zum Freistehen zu finden ist immer eine nervige Angelegenheit.

Die Auswahl des Platzes ist schnell getroffen. In der Region, in die wir wollen, ist nur ein einziger verzeichnet. Camping les Jasmins – Route wird berechnet, sagt unser Navi und los geht es.

Wir erreichen Nabeul am frühen Abend. Und wieder trauen unseren Augen kaum. Dachten wir heute Mittag noch wir seien in Rom, hatten wir jetzt die Ferienorte der Côte d‘Azur erreicht. Dies hier hat rein gar nichts mehr mit dem Tunesien zu tun, das wir bisher kennengelernt haben. Läden mit Designer Möbeln und Klamotten reihen sich aneinander, die Stadt ist extrem stylisch. Ebenso wie ihre Bewohner. Hier wird nicht in weiten, gewickelten Tüchern herumgelaufen – die knackig sitzende Marken Jeans und das knappe Top mit extravagantem Ausschnitt, kleiden hier die Frau mit lang wallender, blond gefärbter Mähne. Männer in schicken Anzügen steigen aus teuren Autos und begrüßen Ihre Begleitung für den Abend mit Küsschen.

Wenn ich mir den Wikipediaeintrag zu dieser Stadt, von wegen Zentrum der Töpferei und Keramikkunst, so anschaue, hätte ich mir das hier irgendwie traditioneller vorgestellt. Wir haben jedoch Spaß an dem unerwarteten Anblick.

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Sorry, Clemens

Als wir einen Carrefour Supermarkt entdecken, biegen wir sofort ab. Wir brauchen Trinkwasser und etwas zum Kochen auf dem Campingplatz. Aber … WOW! Karo hat den Keller entdeckt!

Ein bisschen versteckt, hinter einer Trennwand, befindet sich die Treppe ins untere Stockwerk des Carrefour. Er beinhaltet die Alkoholabteilung. In unseren Köpfen startet die Party des Abends in diesem Augenblick.

In arabischen Ländern ist es gar nicht SO einfach, an alkoholhaltige Getränke zukommen. Dabei ist die Lage in Tunesien ziemlich entspannt, denn auf den Campingplätzen bekommt man Dosenbier für recht kleines Geld. In unseren Fahrzeugen dagegen ist die Ausstattung für einen gemütlichen Abend beim Freistehen mit dem ein oder anderen Absackerchen, allerdings als erbärmlich zu bezeichnen.
Schuld an dieser Lage ist unsere ungeplante Stadtrundfahrt durch Genua gewesen. Die Wartezeit auf das Ablegen der Fähre sollte eigentlich zum Einkaufen genutzt werden. Durch unsere Irrwege verbrieten wir die Shoppingmöglichkeit allerdings mit den Durchfädeln durch engste Gassen.

Das sollte jetzt nachgeholt werden. Leid tat es mir dabei für Clemens, der sich von den Abenden der Reise etwas mehr Partyfeeling versprochen hatte. Vom vielen Dünenfahren waren alle außer ihm am Abend total K.O. und das bisschen an Spirituosen, das wir an Bord hatten, reichte kaum, um eine Maus zu beschwipsen.

Für mich nahm der Abend seinen Lauf, als die Entscheidung fiel eine Flasche Gin zu kaufen.

Auf dem Campingplatz haben wir freie Wahl – keine Parzelle ist belegt. Dennoch fällt die Wahl nicht schwer. Herman passt nur auf einen einzigen Platz – den auf Beton an der Mauer Richtung Straße. Und er ist perfekt. Wir verbringen einen grandiosen Abend mit Gesprächen über Lustiges, Tiefgründiges, Pläne und Erlebtes.

An dieser Stelle muss einmal gesagt werden: DANKE Phil und Karo für Eure Begleitung, es macht einen riesen Spaß, mit Euch unterwegs zu sein. Passt irgendwie wie Arsch auf Eimer.