Sprengringfelgen montieren ist nicht schwierig. Allerdings sollte man unbedingt wissen, was man tut. Ein Sprengring, der nicht zu 100% richtig sitzt, ist eine tödliche Gefahr!
Inhalt:
Sprengringfelge – Was heißt das eigentlich genau
Sprengringfelge Aufbau
Warum / wann ist das gefährlich
Demontage Schritt für Schritt
Montage Schritt für Schritt
Sprengringfelgen – Was versteht man darunter eigentlich genau
Sprengringfelgen gehören zu den mehrteiligen Felgen.
Sie haben ihren Namen von dem Verschlussring, der die Felgenteile zusammen– und den Reifen in seinem Sitz hält. Für seine Funktion, Montage und Demontage, muss er flexibel sein und besteht daher aus Federstahldraht.
Sprengringe werden übrigens nicht nur bei Felgen verwendet. Sie werden im Maschinenbau sehr häufig für die formschlüssige, axiale Befestigung von Bauteilen eingesetzt.
Sprengringfelge Aufbau
Sprengringe gibt es in unterschiedlichen Varianten. Sie werden auf Schrägschulter Universalfelgen oder Schrägschulter Flachbettfelgen montiert.
Zeichnung unten:
Auf der linken Seite habe ich für Dich die drei gängigen Varianten von Verschlussringen im Querschnitt skizziert, die alle auf Schrägschulter Universalfelgen montiert werden.
Die in dieser Anleitung beschriebene Variante ist bei Reisemobilen sehr gebräuchlich. Es handelt sich um die Schrägschulter Flachbettfelge. Der Sprengring hat zusätzlich eine Sicherungsplatte mit Sicherungsnadel. Den Querschnitt siehst Du auf der rechten Seite meiner Skizzen.

Warum ist eine Sprengringfelge gefährlich
Ein Reifen, den ein Sprengring sicher an seinem Platz halten soll, wird mit Druck beaufschlagt. Wird der Ring nicht wirklich 100% richtig montiert, kann er durch den Druck selber seinen Platz verlassen – und zwar explosionsartig. Springt der Ring ab, erreicht er eine Geschwindigkeit und eine Durchschlagskraft, die Löcher in Betonwände schlägt! Kein Quatsch – selbst gesehen!
Die Gefahr besteht sowohl bei der Montage, wenn der Reifen neu mit Luft gefüllt wird, wie auch bei der Demontage.
Bevor Du Dich also am Ring zu schaffen machst: Sei absolut und zu Tausend Prozent sicher, dass KEIN Druck mehr auf dem Reifen ist. Lasse nicht nur die Luft ab, sondern drücke den Reifen zuvor schon von der Felge! Nachlässigkeit kann hier mit dem Leben bezahlt werden.
Reifen mit Sprengringfelgen aufgrund dieser Gefahr normalerweise in einem speziellen, stabilen Käfig mit Luft gefüllt. Natürlich ist das schön zu wissen, wenn Du mit Deinem Allrad LKW Wohnmobil auf Tour bist und einen Reifenschaden hast – einen Käfig hast Du trotzdem nicht dabei, wenn Du in der Pampa den Reifen wechseln musst. So entstand übrigens auch diese Anleitung, bei der wir in Spanien neue Reifen selbst aufgezogen haben.
Montierst Du unterwegs selbst einen Reifen auf eine Sprengringfelge und bist Dir auch noch so sicher, dass der Ring gut sitzt: Halte UNBEDINGT Abstand von der direkten Flugbahn von Ring und Felge, wenn Du Druck auf den Reifen gibst!
Möchtest Du unterwegs nicht darauf angewiesen sein, einen LKW Reifendienst mit Käfig zu finden, um eine gefahrlose Montage zu gewährleisten: Übe vorher Zuhause, wie die korrekte Montage funktioniert!
AnzeigeMontieren und Demontieren von Sprengringfelgen
Ein paar Tage vor Weihnachten 2019, stehen wir an einem Straßenrand im Industriegebiet von Tarifa, Spanien. Wir tauschen unsere Bereifung. Bei dieser Gelegenheit dokumentieren wir das Sprengringfelgen montieren, wie wir es schon mehrfach durchgeführt und erstmals bei Ramin von Corint Reifen erlernt haben (siehe hier unser Video von diesem Tag).
Demontage
- Drehe den Ventileinsatz heraus und lasse die Luft komplett aus dem Reifen ab.
- Löse den drucklosen Reifen von der Felge. Er kann ziemlich gut angebacken sein, je nachdem, wie lange er schon auf der Felge sitzt. Ein schwerer Gummihammer kann gute Dienste tun. Auf die Flanke des liegenden Reifens springen, ist meist das Mittel der Wahl.
- Ist der Reifen von der Felge gelöst, kannst Du ganz sicher sein, dass die Sache komplett drucklos ist – das heißt, Du kannst gefahrlos den Sprengring lösen.
Gummi von Felge lösen sicher gehen … … dass kein Druck mehr vorhanden sein kann
- Öffne die Sicherungsnadel und nimm das Sicherungsplättchen ab.
- Der Sprengring hat eine Kerbe in der Nähe der Öffnung. Heble mit einem dicken Schraubendreher dieses Ende des Sprengringes über seinen Sitz aus der Felge.
- Der Sprengring wird nicht sofort komplett abspringen. Heble mit dem Schraubendreher schrittweise weiter oder ziehe diesen zwischen Felgenrand und Sprengring entlang. Sei vorsichtig, man kann sich dabei gut die Haut an der Hand einklemmen oder der Sprengring trifft beim Runterhüpfen die Nase, wenn man all zu genau schaut.
Sicherungsnadel öffnen Sicherungsplättchen abnehmen Sprengring an Kerbe aus Sitz hebeln Weiter hebeln, bis er ganz herunterspringt
- Jetzt ist der Sprengring weg und der darunter liegende Seitenring kann einfach abgenommen werden.
- Danach ziehst Du den Reifendichtring aus Gummi von der Felge.
- Die Felge selbst kann jetzt aus dem Reifen genommen werden. Am besten stellt man den Reifen dazu auf und entnimmt sie seitlich, perfekter weise mit einer zweiten Person, denn sowohl Reifen als auch Felge haben ein paar Kilo Gewicht.
Sprengring gelöst Seitenring abnehmen Felgendichtring abziehen Felge entnehmen
Sprengringfelgen montieren – Anleitung Schritt für Schritt
- Die Wand (Karkasse) des Reifens macht einen kleinen Bauch und hierdurch ist dieser ein wenig breiter als die Felge, klar. Dieser Umstand bedeutet daher auch, dass die Felge nicht flach auf dem Boden liegen kann, wenn der Reifen bei der Montage komplett auf die Felge und an seinen korrekten Sitz rutschen soll. Du musst die Felge also einige Zentimeter „unterbauen“. Egal, worauf Du die Felge legst: Es darf nicht über ihren äußeren Rand hinausragen, weil es ansonsten, wie der Erdboden selbst, den Reifen daran hindert, komplett auf die Felge zu rutschen. Wir verwenden dazu zwei Hartholzblöcke, die man zum Aufbocken des Fahrzeuges auf weichen Untergründen dabei haben sollte. Diese Methode ist ein bisschen rudimentär, da die Blöcke gerne verrutschen. Besser funktioniert es, wenn der Unterbau ein in sich festes Gebilde ist – aber wenn man nicht extra für den Reifenwechsel ein Spezialwerkzeug mitschleppen möchte, funktioniert das mit den Blöcken hervorragend.
- Reinige die Felge von Verschmutzungen. Sie können verhindern, dass der Reifen dicht wird.
- Kontrolliere bei dieser Gelegenheit auch, ob das Ventil noch fest sitzt. Ziehe es nach, falls nötig.
- Ist die Felge etwas erhöht platziert, wird sie nun normalerweise mit spezieller Schmierseife flutschig gemacht, damit das Gummi des Reifens leicht an ihr entlang gleiten kann. Unterwegs wirst Du keine Reifenmontagepaste zur Hand haben. Ersatzweise tut Spüli sehr gute Dienste.
- Auch beide Wülste des Reifens werden flutschig gemacht.
Verschmutzungen entfernen Sitz des Ventils kontrollieren Felge flutschig machen
- Verwendest Du Wuchtgranulat oder Wuchtperlen, gibst Du die entsprechende Menge nun in den Reifen.
- Jetzt rollst Du den Reifen mit einigen Zentimetern Abstand (Abhängig von der Größe) vor die Felge, kippst ihn in Richtung Felge und lässt ihn darüber fallen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der innere Wulst des Reifens nicht komplett über die Felge flutschen wird. Eine zweite Person ist jetzt wieder extrem hilfreich. Während einer den Reifen an der Gegenseite leicht anhebt, hebelt der andere mit einem leichten Montiereisen den Wulst über den Rand der Felge. Spüli ist neben der zweiten Person eine super Sache. Es macht das Gummi flutschig und Du kannst das Montiereisen zwischen Felge und Reifen einfädeln und entlangflutschen lassen. Der Reifen kann ziemlich störrisch sein. Kriegst Du den Wulst nicht gut über die Felge, ist es besser, den Reifen noch einmal aufzurichten und einen neuen Versuch zu starten, als dem Wulst am Ende noch eine Beschädigung zuzufügen.
- Ist der Reifen (Dank Deiner kleinen Erhöhung der Felge) tief genug gerutscht, hast Du auf der nach oben gewandten Seite genug Platz, um nun den Felgendichtring, den so genannten Tyranring, sowie Seiten- und Sprengring zu montieren. Wichtig ist, dass Du Verschmutzungen von allen Teilen gründlich entfernst, denn sie können dazu führen, dass der Sprengring am Ende nicht richtig sitzt oder der Reifen nicht dicht wird.
Wuchtperlen einfüllen Den Reifen … … über die Felge fallen lassen Wulst nach unten drücken
- Stülpe zuerst den Tyranring über die Felge. Die konkave Seite ist die Kontaktfläche zum Reifenwulst. Die beiden flachen Kanten, dichten zur Felge und zum Seitenring hin ab.
- Schiebe den Tyranring auf der Felge so weit nach unten, bis er mit der konkaven Kante schön im Reifenwulst sitzt.
- Nun lege den Seitenring darüber.
Tyranring aufziehen Tyranring an den Wulst des Reifens herunterdrücken Seitenring auflegen
- Jetzt folgt die Montage des Sprengrings. Ich trage auf den Fotos dazu übrigens absichtlich keine Handschuhe, weil es mir schon mehrfach passiert ist, dass (vor allem bei schlecht sitzenden Handschuhen), dass der Stoff zwischen Sprengring und Felge eingeklemmt wurde. Bei der richtigen Technik den Sprengring festzuhalten, passiert den Händen auch ohne Handschuhe absolut nichts. Besser ist natürlich trotzdem, ein paar gute, stramm sitzende Arbeitshandschuhe zu tragen.
- Lege den Sprengring auf die Felge. Wenn Du vor dem Reifen stehst, befindet sich die Öffung des Rings am besten auf ungefähr 7 Uhr des Felgenkreises. Mit der linken Hand hältst Du nun die Seite des Rings direkt vor Dir (auf 6 Uhr) fest. Achte bitte darauf, dass Du auf keinen Fall über die Öffnung fasst. Wenn Du jetzt versuchst den Ring auf die Felge zu schlagen, könnte er in seine Ausgangsposition zurückschnellen und die Haut der linken Hand einquetschen.
- Mit der rechten Hand gilt es jetzt, den Ring mit beherzten Schlägen über den Rand der Felge zu bringen. Auch hier: Achte dabei unbedingt darauf, die Finger zu strecken und mit gerader Hand zu schlagen. Nur so schließt Du eine Verletzungsgefahr aus.
- Beginne mit dem Aufschlagen des Rings am Besten auf ca. 1 Uhr des Felgenkreises. Er wird ein Stück weit auf die Felge rutschen und sich an ihrem Rand verkeilen.
- Fasse nun mit der linken Hand nach und sichere das Stück, damit es nicht wieder herunter rutscht.
- Dein nächster Schlag mit dem Ballen der ausgestreckten Hand gegen den Sprengring, kann nun weiter gegen den Uhrzeigersinn erfolgen und das nächste Stück wird sich verkeilen. Wechsle die Position so lange, bis der Sprengring komplett auf seinen Sitz in der Felge gesprungen ist. Mit ein bisschen Übung brauchst Du am Ende nur noch zwei Schläge. (Sieh Dir in diesem Video das Aufschlagen des Ringes an, als wir es bei Ramin gelernt haben)
Sprengring montieren. Achte auf die Haltung Deiner Finger! Ich habe die erste Position hier bereits verlassen und nachgefasst
- Sitzt der Sprengring korrekt, lässt sich nun die Sicherungsplatte ganz leicht auf die zwei Stifte zu beiden Seiten der Öffnung legen. Sollte die Platte nicht einfach darüberfallen und Du auch nur ganz leicht drücken oder sonst wie nachhelfen musst: Nimm den Ring lieber noch einmal ab, säubere ihn und den Felgenrand und montiere ihn erneut! Der Ring sitzt nicht korrekt, wenn die Sicherungsplatte nicht mit leichtem Spiel angebracht werden kann und der Sprengring kann zur tödlichen Gefahr werden!
- Hast Du die Sicherungsplatte über den beiden Stiften des Sprengrings platziert, stecke die Sicherungsnadel hindurch und schließe sie.
Sprengring in korrekter Lage Sicherungsplättchen anbringen Sicherungsnadel aufstecken und schließen Korrekter Sitz nach der Montage
- Jetzt kann der Reifen mit Luft befüllt werden. Mit etwas Glück wird direkt alles dicht. Tyran-, sowie Seitenring werden dabei vom Reifen gleichmäßig nach oben gedrückt.
- Wirf dabei rund herum einen Blick auf den Tyranring! Ist die Felge nicht mehr flutschig genug, kann es sein, dass er an einer Stelle in den sich hebenden Reifen hinein gezogen wird. Lasse die Luft dann ab, positioniere den Ring wieder da, wo er hin soll und trage noch einmal etwas Spüli auf, damit er leichter mit nach oben kommen kann.
- Achtung: Auch wenn der Sprengring gut sitzt – geh bei dieser Aktion bitte aus der möglichen Schusslinie von abspringenden Teilen. Sind sie erst einmal in Bewegung hast Du keine Gelegenheit mehr, das nachzuholen!!!
- Trotz aller Bemühungen kann es passieren, dass die Sache einfach nicht dicht werden will. Wenn Du nach mehreren Versuchen keinen Erfolg hast und die Luft immer wieder an bestimmten Stellen zwischen Reifen und Felge austritt, kann es notwendig sein, den Reifen auf der Felge zu drehen. Das geht am Besten, wenn Du alle sonstigen Teile noch einmal entfernst, den Reifen aufstellst und die lose Felge ein Stück drehst. Probiere es mit einer viertel oder drittel Drehung. Meist wird der Reifen dann direkt dicht. Auch wir hatten in Tarifa so einen störrischen Kandidaten dabei.
- Sitzt alles gut, kannst Du den Reifen auf den gewünschten Druck bringen und montieren.
Geschafft. Reifen kann befüllt und montiert werden
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