Eine Beschichtung für Wohnmobile und Wohnwagen, die sich einfach wie eine Farbe auftragen lässt und das Sonnenlicht reflektiert. Für angenehm kühle Temperaturen im Innenraum. Das wäre doch eine feine Sache. Die Hitze des Sommers kann einem im Reisemobil nämlich ganz schön zu schaffen machen. Genau das verspricht CoolDry Dachbeschichtung von Sistec Coatings.
Leider sind offenbar nicht viele Fahrer von solchen Fahrzeugen bereit, es einfach mal auszuprobieren und ihre Erfahrungen damit im Netz zu teilen.
Unser Freund Gunther von Lulatsch auf Reisen hat sich ebenfalls gefragt, was der vor Hitze schützende Anstrich nun wirklich taugt. Sollte er damit das Dach seines Expeditionsmobils beschichten? Würde die Farbe einen messbaren Effekt bringen? Um das vorab beurteilen zu können, hat Gunther das CoolDry einem Test unterzogen.

Hier findest Du alle Infos zum Produkt und was es verspricht, sowie Gunthers Testaufbau und seine Messwerte. Dazu Tipps, die ihm bei der Verwendung der Beschichtung aufgefallen sind.
- CoolDry Dachbeschichtung – was ist das überhaupt
- Weitere Einsatzmöglichkeiten
- Oberfläche
- Welchen Effekt verspricht das Produkt
- Herstellertest
- Haltbarkeit
- Abdichtung
- CoolDry auftragen – Das muss man beachten
- Preis
- Die Testreihe
- Fazit / Kaufen / Randnotiz
CoolDry Dachbeschichtung – Was ist das überhaupt
CoolDry ist eine Farbe auf Wasserbasis zum Aufrollen. Du kannst sie Dir wie eine normale Dispersionsfarbe vorstellen, etwa wie eine Wandfarbe.
Entwickelt wurde der Anstrich für die Anwendung auf Dächern und Fassaden. Er soll die Energie des Sonnenlichts reflektieren und damit den Einsatz von Klimaanlagen reduzieren oder überflüssig machen. Weiterhin soll er für die Beschichtung von Reisemobildächern, egal welchen Materials geeignet sein und für angenehme Temperaturen im Innenraum sorgen.
Gerade bei Reisen mit Hund oder Kindern verspricht dies eine deutlich entspanntere Fahrt in den Süden.
Das Geheimnis des kühlenden Effektes beruht dabei laut Hersteller auf „Hightech Reflextionskomponenten“, ähnlich beschichteter, hohler Glaskügelchen.
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Als weiteren Einsatzzweck könnte man sich eine solche Beschichtung natürlich gut auf Kraftstoffreserve- und Wasserkanistern vorstellen. Ebenso wie auf Dachboxen.
Hält das Produkt die Hitze wirklich gut ab, könnten zum Beispiel empfindliche Dinge, die man nicht im Innenraum haben möchte, auf‘s Dach ausgelagert werden. Zum Beispiel Ölkanister. Kein Mensch möchte die im Innenraum haben. Sie sind schmutzig, stinken und man braucht den Stauraum für andere Dinge. Gelagert in einer Dachbox, möglichst noch aus Alu, blähen diese sich bei Hitze jedoch bis zum Bersten auf. Schraubverschlüsse schließen nicht mehr dicht, die Sauerei ist perfekt.
Oberfläche
Nachdem CoolDry Reflective aufgetragen wurde, erscheint die Oberfläche matt und mit ein klein wenig Struktur. Im Gegensatz zu einem Lack.
Wichtig:
Weil es sich nicht um einen Lack handelt, kann die matte Oberfläche nicht poliert oder sonst optisch dem Fahrzeug angepasst werden.
Außerdem gibt es die CoolDry Dachbeschichtung ausschließlich in Weiß, Beige und Hellgrau. Der Sonnenlicht reflektierende Effekt würde laut Hersteller unter der Zumischung anderer Pigmente leiden.
Wie groß ist der versprochene Effekt
Bei einem optimalen Auftrag reflektiert die CoolDry Dachbeschichtung angeblich bis zu 90% der Sonnenenergie. Das heißt die Wirkung der winzigen, glaskügelähnlichen Teilchen, hält das Dach auch in praller Sonne kalt. Eine Erwärmung von maximal 2 bis 3 Grad gegenüber der Außentemperatur verspricht die Produktbeschreibung.
Eine vielversprechende Aussage. Immerhin könnte man auf unserem Aluminiumdach im Sommer sehr gut Spiegeleier braten.
Herstellertest mit Schwachstellen
Du findest auf der Homepage von CoolDry einen Versuch mit einem Hymer Wohnmobil aus dem Jahr 2010. Jedoch ist dieser für mich wenig aussagekräftig.
Gemessen wurde die Temperatur des Wohnmobildaches vor uns nach dem Anstrich mit CoolDry. Dabei fielen die Werte von 44 auf 30 Grad. Allerdings wurde leider vergessen zu erwähnen, welche Umgebungstemperaturen bei den Messungen geherrscht haben. Immerhin fanden diese an verschiedenen Tagen statt.
Einen direkten Vergleichswert liefert nur ein unbehandelter Schornstein unbekannten Materials, gegenüber dem GFK Wohnmobildach.
Trotz Mängeln in der Datenerhebung, macht die kleine Dokumentation jedoch zumindest neugierig auf‘s Produkt.
Haltbarkeit
Der Effekt soll unverändert über Jahre halten.
Lediglich Schmutz mindert die Wirkung. Deshalb soll das Dach bei Verschmutzung mit Wasser und Bürste gereinigt werden.
Lösemittelhaltige Reiniger dürfen nicht verwendet werden. Auch mit dem Hochdruckreiniger ist Vorsicht geboten. Genügend Abstand halten kann nicht schaden.
Durch die leichte Struktur der Farbe ist die Schmutzempfindlichkeit übrigens höher, als bei einem nagelneuen Dach mit Lack. Wenn UV Strahlen und Verschmutzungen jedoch schon am Lack genagt haben, ist der Unterschied nach Herstellerangaben aber sehr gering.
Wenn Vogelkot usw. sich im Laufe der Zeit allzu festgesetzt haben, kann alle paar Jahre eine einzelne Schicht CoolDry neu aufgetragen werden.
Abdichtung
Als Nebeneffekt soll die CoolDry Dachbeschichtung auch kleine Spalte und Risse verschließen und Undichtigkeiten abdichten.
Aus unserer persönlichen Erfahrung, auch mit der Wärmeausdehnung von Materialien und der daraus resultierenden Bewegung, würden wir auf eine Abdichtung solcher Art jedoch niemals vertrauen.
Geeignetes Material zum Abdichten eines Wohnmobildaches ist zum Beispiel 4411 Hochleistungsdichtband*. In diesem Artikel findest Du hierzu mehr Infos:
Kleine Reparaturen am Wohnmobil
Die besten Helferchen zum Kleben, Dichten und Festhalten.

CoolDry Reflective auftragen – Beim Anstrich beachten
Um die höchstmögliche Wirkung zu erzielen, muss ein Anstrich in zwei Schichten vorgenommen werden. Nachdem die erste Schicht aufgetragen ist, muss eine Wartezeit von 12 bis 16 Stunden eingehalten werden, bevor die zweite aufgetragen werden kann.
Der Verbrauch liegt bei zwei Anstrichen bei ungefähr 1 Liter pro 1,5 qm.
Ob Dein Wohnmobildach dabei aus GFK, Aluminium, Sibdruckplatte oder anderen Materialien besteht, ist egal. Wichtig ist allerdings, dass Metalle entsprechend vorbehandelt werden, damit die Farbe haften kann. Das Datenblatt mit technischen Angaben dazu, kannst Du hier downloaden.
Dass kein abblätternder Lack unter der Dachbeschichtung sein darf, versteht sich von selbst – wenn der nicht hält, kommt die Reflexionsfarbe natürlich auch mit runter.
CoolDry Dachbeschichtung – Der Preis
Ein 5 Liter Gebinde reicht nach Herstellerangaben für eine Fläche von 7,5 qm. Es kostet auf den Seiten von CoolDry selbst (Stand März 2020) 102,- Euro.
Brauchst Du mehr als das, schlägt der 10 Liter Eimer mit ermäßigten 188,- Euro zu Buche.
Dazu kommen eventuell Materialien wie Roller, Pinsel oder Abtropfgitter.
Testreihe mit CoolDry Reflective
23.07.2019. Es ist 11:30 Uhr am Mittag, die Umgebungstemperatur beträgt 29 Grad an einem windgeschützten Ort.
Die Testmaterialien wurden vor dem Test unter gleichen Bedingungen in einer Halle gelagert. Die Temperaturmessungen erfolgten nach einheitlich 30 Minuten in der Sonne.
Anordnung:
3 Platten 100 x 100 x 2 mm Aluminium Riffelblech, gelagert auf Holz.
- Blech 1: Naturbelassen. Unbehandelt, unbeschichtet.
- Blech 2: Beidseitig mit Brantho Korrux schwarz aus der Spraydose. Je zwei Schichten.
- Blech 3: Einseitig mit DryCool behandelt. Zwei Schichten.
2 x 10 Liter Metall Benzin / Ölkanister. Beide geleert und gereinigt (unbenutzte Neuware), stehend auf Pflastersteinen
- Kanister 1: Original roter Lack
- Kanister 2: Auf den roten Lack aufgebrachte, zweimalige Beschichtung mit CoolDry. Griffe und Stutzen nicht mit behandelt.
Messgerät:
Labormessgerät für feste und flüssige Stoffe, Norm IEC584, Typ K Fühler.
Geeignet für Temperaturmessungen in / an Metallen und deren Legierungen.
Spezifikation:
Messbereich -200C bis + 1370 C
Genauigkeit bei 28 – 50 Grad C 0,01% plus +/- 0,03C Absolut
Bemerkung: Die absoluten Abweichungen liegen im Messbereich deutlich unter 1C
Ergebnis:
Es wurden jeweils 3 Messungen vorgenommen, der mittlere Wert wurde hier angegeben.
- Blankes Blech: 41,4 C
- Schwarzes Blech: 45,3 C
- Mit CoolDry beschichtetes Blech: 34,3 C
- Roter Kanister: 40,3 C
- Mit CoolDry beschichteter Kanister: 36,8 C
Das Ergebnis des kleinen Tests zeigt, dass CoolDry die maximale Abweichung von 2 bis 3 Grad gegenüber der Außentemperatur nicht ganz halten kann. Jedoch ist der Messwert tatsächlich sehr viel geringer und das Blech damit kühler, als die unbehandelte oder lackierte Variante.
Gunther hat mit CoolDry zudem seine Zarges Box auf dem Dach beschichtet und mit einem Min/Max Thermometer ausgestattet. Er sagt:
Das Min/Max Thermometer zeigt deutlich kühlere Werte. Allerdings muss man zugeben, dass es eine Frage der Zeit ist, bis die Temperaturen auch in der Box ansteigen. Für Reisen in die Sahara etc. aber okay, da dort die Nächte oft kühl genug sind, um die Box wieder runter zu kühlen. Ich könnte mir vorstellen, dass dort die Innentemperatur signifikant niedriger bleibt.
Hinweis:
Gunther stellt außerdem fest, dass CoolDry nur bedingt für Gegenstände geeignet ist, die viel bewegt werden. Die Farbe ist nur wenig abriebfest. Zum Beispiel bei Kanistern, die in Halterungen geschoben werden, geht die Beschichtung sehr schnell ab.
AnzeigeFazit / Persönliche Beurteilung
Insgesamt kann man nach diesen Testergebnissen sagen, dass das Preis – Leistungsverhältnis einen Versuch allemal wert ist.
Auch Gunther hat inzwischen das Dach seines Iveco 90-16 mit CoolDry Reflective beschichtet. Zudem die bereits erwähnte Zargesbox, sowie die Dachgepäckplattform über dem Fahrerhaus aus Alu.
CoolDry Dachbeschichtung kaufen
Du bekommst CoolDry in den Shops, die auf dieser Seite aufgelistet sind.
Für‘s Kleingedruckte
Für diese Berichterstattung über dieses Produkt wurden weder wir noch Gunther vom Hersteller bezahlt. Auch sind wir nicht Teil eines Partnerprogrammes, über welches wir Provisionen für Verkäufe beziehen.
Wir Danken Gunther für den Testaufbau und die Bereitstellung seiner Daten und freuen uns, sie auf unseren Seiten Gleichgesinnten Reisemobilfahrern zur Verfügung stellen zu dürfen.
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