War’s das jetzt???

SabineAllgemein, Motivation

Da war er nun! Heiß und innig herbeigesehnt und nach 16 Monaten Arbeit, Verzögerungen und strapazierten Nerven endlich erreicht – der Tag, an dem wir den Motor starten und es logehen sollte. In unsere „Testfahrt“ nach Marokko.

Montags noch flugs die von unserem „Stahlbaumeister des Vertrauens“ maßgefertigten Stauboxen angebaut …

… Dienstags Wasservorräte, Brennholz und Werkzeuge drin verstaut und am Abend sollte der Startschuss fallen.

Es soll los gehen

Vor der Abfahrt nur noch schnell zwei Routinechecks. Da Herman keine Tankanzeige hat, lieber mal peilen, was sich noch an flüssigem Gold im Tank befindet und natürlich, bei einer 44 Jahre alten Karre, mal nachhören, was der Ölstand so zu berichten hat.

Endlich haben wir ja alle Undichtigkeiten am Motor behoben, Ölwechsel ist gemacht und ein richtig gutes Öl eingefüllt. Alles klar, eigentlich sollte nachschauen fast überflüssig sein. Sind seit dem ja nur an die Nordsee und zurück in die Eifel gefahren.

Doch das Grauen nimmt seinen Lauf …

Voller Vorfreude sichere ich drinnen die letzten Dinge für die Fahrt als Micha mit kreidebleichem Gesicht in der Tür auftaucht. „Kein Tropfen Öl mehr drin!“ schießt es aus ihm heraus und ich weiß erst gar nicht, was ich mit der Information anstellen soll. Was er damit meint, frag ich ihn und er wiederholt eindeutig, was meine Ohren nicht glauben konnten: „KEIN TROPFEN ÖL MEHR DRIN“ …

Schockzustand und völlige Ungläubigkeit vermischen sich zu einem ekelhaften Gefühl im Bauch. Wie kann das denn sein??? Sind irgendwo Schrauben aufgegangen und es ist herausgelaufen? Kann das etwas mit der Eiseskälte von gerade -15 Grad zu tun haben? Aber selbst -15 Grad beherrschen wohl nicht den Zaubertrick 5-6 Liter Öl einfach verschwinden zu lassen!

Da es offensichtlich nicht herausläuft, gibt es nur eine einzige Erklärung für das Phänomen, dass wir gerade noch gar nicht realisieren können: Herman muss das Öl verbrannt haben und wenn dem so ist, dann ist das erst einmal das „Aus auf unbestimmte Zeit“ für unsere Reise, in die wir in dem Augenblick gerade starten wollten.

Wir können es nicht glauben. Herman sprintete vor einigen Tagen wie ein Rallyestar in unser nasses Silvestervergnügen und zurück! Keine Anzeichen für Probleme. Blauer Qualm aus dem Auspuff, mangelhafte Leistung, unstabiler Öldruck – nein, alles Bestens. Klar qualmt so ein altes Schätzchen ein bisschen, aber einen Motorschaden hätte man nun nicht gerade vermutet.

Dennoch: Bevor das nicht geklärt ist, können wir nicht eine solche Strecke in Angriff nehmen.

Was jetzt?

So langsam macht sich pure Niedergeschlagenheit breit. Micha sucht noch nach dem Fehler und zieht an allen Strängen, mich wieder aufzubauen, derweil ich schon im Aufbau vor dem Ofen sitze und resigniert hineinstarre. „Hatten wir nicht schon genug Nackenschläge in letzter Zeit? Wieso tut man sich sowas überhaupt an? Immer ist was, mit diesen alten Karren … könnte man nicht, wie wir es uns „fürs Alter“ überlegt haben, einfach in Ruhe und friedlich auf einem kleinen Selbstversorgerhof leben?“

Die Nacht geht vorbei doch die Frustration bleibt. Noch vom Bett aus teilen wir nun unseren Facebookfreunden mit, was passiert ist. Und was jetzt folgt, hätten wir wirklich für unmöglich gehalten! Innerhalb kürzester Zeit erreichen uns Kommentare, emails und Anrufe – es werden immer mehr und wir kommen kaum mit antworten hinterher. Alle möchten helfen, Hermans Problem zu lösen, stellen technische Detailfragen, bieten uns einen Platz in ihrer Halle an oder wollen uns einfach nur Mut machen durchzuhalten.

Zitat2 Es ist nur schwer vorstellbar, aber es gibt sogar Menschen, die einem für ein halbes Jahr den eigenen LKW anvertrauen würden um damit erst einmal wie geplant nach Marokko fahren zu können, bevor man sich den nächsten Problemen widmen muss – und das ohne dass man sich persönlich kennt! WOW!!! Angesichts eines solch selbstlosen Angebots überzieht es uns echt komplett mit Gänsehaut vor Rührung! Andere Freunde schalten schon Suchanfragen nach Austauschmotoren oder helfen uns bis in die späten Abendstunden per Ferndiagnose-Chat den Fehler einzugrenzen.

Besonders freut uns, dass gute Freunde so schnell wie möglich vorbei kommen wollen: „Wir kennen uns zwar auch nicht mit Motorreparaturen aus, aber gemeinsam leidet es sich besser“!

Nach einem Telefonat um 19 Uhr, dürfen wir noch am gleichen Abend in einer klasse Schrauberwerkstatt vorbeikommen, in der die Jungs gerade einen Hanomag und einen LT komplett restaurieren. Sie sind total unter Zeitdruck, aber für eine Diagnose an Herman nehmen sie sich trotzdem ein Stündchen! Wir können es nur wieder sagen: WOW!!!!

Wir sind überwältigt von dem, was uns da gerade passiert und es verdrängt die Niedergeschlagenheit und den Frust komplett. Klar – ein kaputter Motor ist besch…eiden, kostet Zeit, Nerven und jede Menge Geld … aber was soll man sich schon grün und blau ärgern über vermutlich kaputte Kolbenringe, wenn man so viele tolle Freunde hat, die einem zur Seite stehen!?!

Für uns fühlte sich das die vergangenen Tage an, als wenn wir ein riesiges, zusätzliches Stück „Vertrauen in die Menschheit“ geschenkt bekommen haben! Die lieben, aufmunternden Worte so vieler Menschen, aber natürlich vor allem auch die wahnsinnig liebe Unterstützung unserer Eltern (bei denen wir wieder vor der Einfahrt stehen und nerven) haben unser Motorproblem von einer gefühlten Katastrophe zu einer neuen, spannenden Herausforderung gemacht, die es jetzt eben mit Schwung zu meistern gilt!

Ein Test für letzte Gewissheit steht noch aus, aber Herman sieht jetzt wohl einer OP am offenen Herzen entgegen. Mit der großartigen Hilfe der Schrauberwerkstatt werden wir Hermans Motor ausbauen und mit neuen Herzklappen versorgen! Die benötigten Ersatzteile bekommen wir direkt vom „Papst für die Hermans dieser Welt“ persönlich, der uns nach einer kurzen mail sofort angerufen und uns seine Hilfe angeboten hat! … wir müssen es nochmal sagen: WOW!!!

Ja, das wird eine spannende Episode in unserem mobilen Leben! Eine solche Verarztung seines rollenden Zuhauses nimmt man schließlich nicht alle Tage vor.

Wir werden Blut und Wasser schwitzen, Komplikationen sind vermutlich eher nicht auszuschließen. Der Moment, in dem Herman aus dem künstlichen Koma erwachen soll, wird uns vermutlich unseren ersten Herzinfarkt vor Spannung verpassen.

Aber dank Eurer geballten Schraubererfahrung und Hilfsangebote sind wir sicher, das Herman in Kürze schnurren wird, wie nach einem Bad im Jungbrunnen! Was könnte eine bessere Voraussetzung für unsere bevorstehenden Abenteuer in fernen Ländern sein!?!

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