So schön dieses Land auch ist – die Sorge um ihre Sicherheit in Marokko hält viele Menschen davon ab, es zu bereisen. Wir geben hier unsere Erfahrungen aus 6 Monaten Reise durch’s Land wieder, in dem wir einen ganz schönen Perspektivwechsel verpasst bekommen haben. Weiter unten schauen wir uns dann ein paar Fakten an.
Seit gut vier Monaten bereisen wir nun das Königreich Marokko mit dem Wohnmobil. Besonders der Süden hat es uns angetan. Etwa die schroffen Bergkämme in tiefem Schwarz. Der Wind hat Dünen aus goldgelb glänzendem Sand anmutig an ihre Flanke gelegt. In den Tälern vereinzelte Akazienbäume.
Die Szenerie könnte 1 zu 1 einem kitschigen Bob Ross Gemälde entsprungen sein. Wir stehen irgendwo inmitten dieses Naturschauspiels, weit abseits des nächsten kleinen Dorfes. Niemand ist weit und breit zu sehen.
Idyll mit Schattenseiten?
Bilder die wir aus solch wunderschönen Plätzen an Freunde und Bekannte schicken oder hier im Blog, bei Facebook oder als Video bei Youtube posten, bescheren uns viele, liebe Nachrichten, die uns beglückwünschen zu solch einer tollen Reise. Sehr häufig jedoch vermischt sich das Fernweh mit großer Besorgnis.
„Was ist, wenn ihr überfallen werdet?“
„Im Grenzgebiet zu Algerien werden doch immer wieder Europäer entführt!“
„Ist dort nicht die Gefahr von Anschlägen sehr hoch?“

Perspektivwechsel am Militärposten
Wenn Du Touren in das grenznahe Gebiet zu Algerien machen möchtest, wirst Du immer wieder auf Militärposten treffen. Sie möchten von Dir wissen woher du kommst und wohin du willst. Alle Daten werden schriftlich festgehalten. Der nächste Militärposten auf Deiner Route wird verständigt, dass Du kommst.
Obwohl es so aussieht, als wenn man mutterseelenallein in dieser weiten Landschaft unterwegs wäre, hat also immer jemand ein Auge auf Dich.
Um den Militärposten das Aufnehmen unserer Daten zu erleichtern, haben wir sie auf Zetteln, den so genannten Fiches, ausgedruckt. Die Reisepässe liegen ebenfalls immer griffbereit.
Als wir den ersten Militärposten dieses Tages erreichen, erwartet uns die Abteilung C2 mit geschlossener Schranke. Ein junger Soldat winkt uns freundlich zu und kommt aus der kleinen Steinbehausung in unsere Richtung. Wir steigen aus, stellen uns vor und ernten ein sympathisches Lächeln. Schon kommt ein weiterer Mann auf uns zu. Er trägt Jogginghose, es stellt sich heraus, dass er der Chef der kleinen Truppe hier ist. Wohin wir wollen und woher wir kommen, will er wissen.
Deutsche, aha. Ja, da können wir ja froh sein, dass wir jetzt hier sind. Um diese Jahreszeit ist es dort bestimmt viel zu kalt. Die Stimme des unglaublich gut gelaunten Vorgesetzten wirkt fast ein wenig besorgt, als er uns die nächste Frage zu Deutschland stellt: Ob wir nicht Angst haben, bei der derzeitigen Lage in dem Land wieder nach Hause zu fahren?
Erst verstehen wir gar nicht so richtig, was er meint – bis jetzt hatten wir noch nie Angst Zuhause haben müssen. Es folgt ein verblüffter Blick: Aber was denn mit den vielen Anschlägen sei, die dort passieren, gerade auch nach dem letzten auf dem Berliner Weihnachtsmarkt? So was würde es hier ja nicht geben. Hier wird alles so streng überwacht, dass Radikale nicht wirklich eine Chance haben, erklärt er uns stolz!
Tatsächlich ist hier schon sehr lange kein Anschlag mehr passiert – ganz im Gegensatz zu Deutschland. Wusstest Du, dass in Marokko sogar ein striktes Burka-Verbot herrscht, damit sich dubiose Gestalten nicht unerkannt irgendwo aufhalten können?
Interessant, die Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten! Wir verbringen noch eine ganze Weile bei den netten Militärs, die Gesprächsthemen gehen irgendwie nicht aus. Wir bekommen Tee serviert, lernen ein paar Begriffe in der Sprache der Berber und Chef Said ist förmlich entsetzt, dass wir schon so lange verheiratet sind und immer noch kein Baby haben.
Diese Tour als Video
In diesem Video hat unsere im Wagen weiterlaufende Kamera einige Eindrücke dieses Gesprächs am Militärposten einfangen können, bevor es weiterging. Anschließend siehst Du sehr gut was passiert, wenn man aus Versehen in die falsche Richtung fährt.
Dass einem im Grenzgebiet etwas passiert, würden wir aufgrund dessen bei einer glatten Null ansiedeln!
Sicherheit in Marokko – Ein paar Fakten
Über das stets wachsame Auge der Militärposten im Grenzgebiet zu Algerien haben wir ja bereits gesprochen. Dies betrifft Dich natürlich in erster Linie, wenn Du Offroad Touren unternehmen möchtest. Doch wie sieht es sonst im Land aus:
Überwachung von Städten, Brücken, Straßen
Die Sicherheit in Marokko wird groß geschrieben, das erkennt man schon an den unzähligen Polizeikontrollen, die hier zum normalen Straßenbild gehören. Der Anblick so vieler Beamter in Uniform ist für uns Europäer erst einmal äußert ungewohnt.
Viele kleine und große Städte sind nicht zu erreichen, ohne dass jedes einzelne Fahrzeug von der Polizei gesehen wurde. Im hiesigen Verkehr gibt es ein Straßenschild, an das sich sogar jeder Marokkaner penibel hält – und das will etwas heißen! Es ist das runde, meist auch beleuchtete Halteschild vor einer Polizeikontrolle. Hier wird angehalten. Immer! Reifenfallen mit langen Zähnen liegen für die bereit, die einen schnelleren Start als die Polizei geplant haben. Sieht Dich der Beamte am Halteschild, entscheidet er, ob er Dich durchwinkt oder genauer in Augenschein nehmen möchte.
Offensichtlich sind es vor allem Landsmänner, die herangewunken und kontrolliert werden. Wir als Touristen werden nur sehr selten angehalten und die Polizisten sind immer sehr nett.
Auch ein hoher Prozentsatz der Brücken an Autobahnen und Städten werden zu beiden Seiten bewacht.
Anschläge
Der letzte Anschlag in Marokko geschah im April 2011 in Marrakesch. Vielleicht sollte man sich einmal vor Augen halten, wie viele Anschläge es in der Zwischenzeit in Frankreich, Spanien und Deutschland gab!
König Mohammed VI betont, dass sein Land religiösen Extremismus ablehnt. In den Schulen wird Toleranz gelehrt, Frauen wurden unter seiner Regierung vor dem Gesetz gleichberechtigt.
Gerade diesen Januar machte die Meldung der marokkanischen Regierung die Schlagzeile, den Import und Verkauf des Ganzkörperschleiers Burka rigoros verbieten zu wollen. Grund seien Sicherheitsbedenken bei nicht erkennbaren Personen.
Entführungen
So weit unsere Recherchen reichen, ist kein einziger Fall von Entführung Europäischer Reisender in Marokko verzeichnet! Die Angst davor beschäftigt vor allem Urlauber, die Erg Chebbi oder Erg Chegaga in einer Wüstentour erleben wollen. Doch gerade die Sandwüstengebiete gelten durch den Trubel des Tourismus als ganz besonders sicher.
Kriminalität, Überfälle, Diebstähle
Grundsätzlich ist die Kriminalität sowohl nach unseren subjektiven Eindrücken, als auch nach Recherchen, in Marokko als geringer einzustufen, als bei uns Zuhause in Deutschland.
Vielleicht liegt das an den engmaschigen, gesellschaftlichen Verwobenheiten, die hier bei Missständen Einzelner sofort Familie, Freunde und Nachbarn auf den Plan rufen. Vielleicht auch mit daran, dass hier eigentlich kein Alkohol konsumiert wird!?! Wir wissen es nicht.
Fest steht: Am Abend allein durch ein marokkanisches Städtchen laufen erscheint und IST wohl bei weitem nicht so gefährlich, als ein abendlicher Spaziergang durch Köln oder ein Kaff mit 1500 Einwohnern nach einem Dorffest. Eher als ein Diebstahl kann es einem passieren, dass man am Abend von Wildfremden noch auf einen Minztee eingeladen wird.
Eine Ausnahme würden wir allerdings sehen
Das Rifgebirge. Es ist nicht nur der weltgrößte Exporteur von Haschis. Es ist auch eine Art autonomes Gebiet, in dem die Polizei nicht viel zu sagen hat. Plane auf keinen Fall in diesem Gebiet eine Übernachtung mit Deinem Wohnmobil in freiem Gelände!
Generell würden wir Dir raten, das Rifgebirge zu meiden. Ja, jeder steht auf die blaue Stadt Chefchauen, aber leider kann man unschöne Erfahrungen auf dem Weg durch’s Rif nicht ausschließen.
Allgemein muss man sagen, dass Gefahren niemals zu 100% ausgeschlossen werden können – NIRGENDS. In unserer ganzen Zeit in Marokko, insgesamt nun 9 Monate, haben wir uns immer total sicher gefühlt. Wir können Dir einen Besuch nur guten Gewissens empfehlen.
Was kostet das?
Wir legen offen, was wir in 90 Tagen Marokko für Kosten hatten. Im zughörigen Video erhältst Du außerdem viele Reisetipps!
Alles Tipps für Deine Reise
Von Visum und Fahrzeugeinfuhr bis Einkaufen und Internet in Marokko:
Die höchsten Sanddünen Marokkos
Eine der Hauptattraktionen des Landes – Bis zu 100 Meter hohe Sanddünen wie aus 1001 Nacht